Die funktionelle Anatomie der Hufsohle (Christoph K.W. Mülling)
Das Sohlensegment (Solea)
Das Sohlensegment bildet den wesentlichen Teil der Basisfläche des Hufes und ist mit seinen Anteilen und in seiner Ausdehnung auch am nicht ausgeschuhten Huf gut zu erkennen. Es besteht im vorderen Bereich aus einem zentralen Sohlenkörper und im hinteren Bereich beiderseits seitlich des Strahls aus zwei Sohlenschenkeln. Es wird nach außen direkt von der Weißen Linie und außerhalb dieser vom Tragrand eingerahmt. Der Sohlenkörper reicht bis zur Strahlspitze und ist nach dorsal gewölbt (Sohlengewölbe) also konkav geformt. Die zwei Sohlenschenkel erstrecken sich beiderseits seitlich des Strahls bis hin zum Eckstrebenwinkel zwischen Eckstrebe und Trachtenwand.
Eine Unterhaut (Subkutis) ist im Sohlensegment nicht vorhanden. Damit fehlt eine stoßdämpfende Polsterung in dieser Region des Hufes. Aus dieser anatomischen Gegebenheit wird klar ersichtlich, dass die Sohle nicht zum direkten Tragen von Gewicht (direkte Druckbelastung) konstruiert ist. Sie darf nicht in die Druckbelastung des Hufes beim Fußen einbezogen werden.
Die vergleichsweise dicke Sohlenlederhaut besitzt oberflächlich gut erkennbare ca. 3 mm lange Zöttchen (Papillen, Stratum papillare) und in ihrer tiefen Schicht (Stratum reticulare) ein sehr dichtes Netz aus kräftigen Kollagenfaserbündeln.
Entsprechend der Oberflächenformation der Lederhaut bildet die sie bedeckende Sohlenepidermis Röhrchenhorn. Dieses wir nach dem harten Verhornungsmodus gebildet und weist eine mittlere Härte auf. Das Sohlenhorn besteht aus zwei mit bloßem Auge unterscheidbaren Anteilen: Einer tiefen soliden Hornschicht und einer oberflächlichen, krümeligen, oftmals weißlich erscheinenden Hornschicht. Das tiefe Sohlenhorn ist sehr kompakt und weist einen stabilen Zellzusammenhalt und mittlere Härte auf. Das oberflächliche Sohlenhorn ist krümeliges, deutlich weicheres Horn mit schlechtem Zellzusammenhalt; es schilfert oberflächlich ab. Die besondere Zusammensetzung des Interzellularkittes, der im Sohlenhorn vergleichsweise schnell „altert“, ist die strukturelle Grundlage dieses programmierten Zerfalls. Der rasch alternde Interzellularkitt hält die Hornzellen nicht mehr stabil im Verband zusammen, dieses Horn wird daher auch als Zerfallshorn bezeichnet. Durch die Eigenschaften des Sohlenhorns wird die Konkavität des Sohlengewölbes durch einen Selbstausbröckelungsmechanismus am gesunden Huf erhalten. Das Sohlenhorn darf nicht mit Hufpflegemitteln, insbesondere nicht mit fettigen Substanzen „gepflegt“ werden, weil dadurch der physiologische Mechanismus, der die Wölbung aufrechterhält, außer Funktion gesetzt wird.
Die Sohle hat physiologischerweise keine direkte Tragefunktion und sollte allenfalls in einem schmalen Streifen direkt parallel zur Weißen Linie in die Druckbelastung mit einbezogen werden.
Durch die konvexe Aufwölbung kommt der Sohle allerdings als integrales Bauelement an der Basis des Hufes der Hufkapsel eine wichtige Funktion bei den elastischen Verformungen der Hufkapsel als Ganzes im Rahmen des Hufmechanismus zu. Der Sohlenkörper muss immer
Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 7. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (71 Seiten) kann zum Preis von 10 Euro bei uns bestellt werden.