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Der Hufmechanismus – Die Quintessenz der Biomechanik des Pferdehufes? (Dr. Konstanze Rasch)

„Seit dem Anfange dieses Jahrhunderts weiß man, daß der Huf kein in seiner Form beständiger Körpertheil ist, denn je nachdem der Huf eines Pferdes vollständig entlastet ist oder die ganze Körperlast zu tragen hat, ändert sich nicht allein die Lage der von der Hornkapsel eingeschlossenen Theile, sondern auch die Form der Hornkapsel selbst.“ (Lungwitz 1883: 4)

1. Geschichtlicher Überblick

Die erste schriftliche Erwähnung findet die Elastizität des Pferdehufes im Jahr 1754. Der Franzose Etienne Guillaume Lafosse, der auch als Wegbereiter einer modernen Veterinäranatomie gilt, beschrieb zu dieser Zeit erstmalig die Formveränderungen der Hornkapsel bei der Belastung durch das Pferdegewicht. Er führte die beobachteten Formveränderungen am Huf auf die Elastizität des Hornes zurück.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später wird diese Thematik von dem Engländer Bracy Clark (1810) wieder aufgenommen und findet von nun an schnell Eingang in die mittlerweile aufblühenden Wissenschaften von Tiermedizin und Hufkunde. Clark vertrat die Meinung, dass der Huf seine elastische Qualität vor allem durch seinen funktionalen Aufbau aus Wand, Sohle und Strahl gewinnt. Anders als Lafosse legte er der Abflachung des Sohlengewölbes und einer, die Trachtenwände auseinander treibenden Wirkung des mit Bodengegendruck beaufschlagten Strahles eine große Bedeutung bei. Er formulierte entsprechende Bearbeitungsrichtlinien am Huf, die bspw. das gründliche „Auswirken“ der Hufsohle beinhalteten.

Knapp 40 Jahre später fanden die ersten praktischen Versuche und Messungen zur Klärung der Frage nach den Bewegungen des Hornschuhs statt. Als erster Forscher untersuchte Gloag (1849) die Formveränderungen an lebenden und toten Hufen. Er kam zu dem Schluss, dass, anders als von Clark angenommen, unter Belastung keine Trachtenerweiterung und keine Sohlensenkung, sondern lediglich eine schwache Senkung der Ballen und des Strahles stattfindet. REEVE (1850) bewies mit seinen Messungen kaum ein Jahr später das Gegenteil. Er fand Sohlensenkung und seitliche Ausdehnung des Tragrandes. Für seine Untersuchungen verwendete er lebende Pferde und ein Hufeisen, welches mit Querstegen ausgestattet war, auf denen zur Sohle hin ausgerichteten Spitzen angebracht waren. Im Trab und Galopp hinterließen diese Spitzen Abdrücke in der Hufsohle und bewiesen somit, dass sich die Sohle bei Belastung des Hufes gesenkt hatte. In ähnlicher Weise verfuhr er zum Nachweis der Wandbewegungen. Untermauert wurden diese Ergebnisse in den Folgejahren von Henri Marie Bouley (1851) und William Miles (1852).

August Gottlob Theodor Leisering und Heinrich Moritz Hartmann begannen ein Jahrzehnt später mit der Durchführung eigener Untersuchungen an toten und lebenden Hufen. Sie verwendeten dafür einen „Tastzirkel“, den sie an definierten Stellen der Hornwände und Sohlen anlegten. Die Ergebnisse waren zum Teil widersprüchlich, sprachen insgesamt aber für eine Erweiterung der Trachtenwände im Kron- (2-4 mm) und Tragrandbereich (2-3 mm) sowie im Seitenwandbereich für eine Verengung im Kronrand (1-2 mm) und eine gleichgroße Erweiterung im Tragrand (1-2 mm). An den Hufsohlen wiesen sie eine Abflachung unter Belastung nach, wobei sich die Sohlenäste mehr senkten (1,5 mm) als die übrigen Sohlenbereiche.


Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 7. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (71 Seiten) kann zum Preis von 10 Euro bei uns bestellt werden.

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