Immunhistochemie und Morphologie des equinen Hufkrebses. Aktueller Stand der Forschung und Therapieansätze (Dr. Veronika Apprich)
Einleitung
Unter Hufkrebs versteht man eine chronisch verlaufende Pododermatis des Pferdes, welche mit einer vermeintlichen Hyperplasie des Papillarkörpers, einer stinkenden Exsudation und einer ausbleibenden Verhornung der Hufepidermis einhergeht. Die Veränderungen beginnen meist im Bereich des Strahls, breiten sich in der Regel aber in späteren Krankheitsstadien auf benachbarte Hufanteile aus, was letztendlich zur Lahmheit des Pferdes führt. Es wurden bereits zahlreiche Keime im Zusammenhang mit Hufkrebs beschrieben, die genaue Ätiologie bleibt aber weiterhin ungeklärt (Stanek/Mikula 1988; Turner 1989; Rashmir-Raven et al. 2000; Lacerda Neto et al. 2001; Jongbloets et al. 2005; Nagamine et al. 2005; Sykora et al. 2015). Eine kausale Therapie ist daher bisher nicht möglich. In der jüngeren Literatur wurden bovine Papillomaviren (BPV-1/-2), welche als auslösende Faktoren für das Equine Sarkoid gelten, mit dieser Erkrankung in Zusammenhang gebracht (Brandt et al. 2011).
Im Rahmen unserer Forschung haben wir uns unter anderem auf die weitere Untersuchung eines Zusammenhangs zwischen Sarkoid-verursachenden bovinen Papillomaviren (BPV-1/-2) und Hufkrebs des Pferdes sowie auf die Verbesserung der Therapiemöglichkeiten von Hufkrebs konzentriert. Zudem wurden auch morphologische und immunhistologische Analysen von Gewebeproben erkrankter Tiere durchgeführt. Hierbei sollten insbesondere typische Anzeichen tumoröser Entartung bzw. morphologische Veränderungen sowie Veränderungen auf Proteinebene der Hufkrebszellen im Vergleich zu gesunden Keratinozyten untersucht werden.
Morphologie und Proliferationsstatus
Hufkrebs wird in der Literatur häufig als proliferative, progressive Pododermatitis mit fehlender epidermaler Verhornung beschrieben. Exzessive Proliferation des dermalen Papillarkörpers wird als krankheitsrelevant angesehen (Prescott 1970; Redding/O'Grady 2012). Detaillierte Untersuchungen zu proliferativer Aktivität und Morphologie waren allerdings bisher ausständig. Daher haben wir uns im Rahmen unserer Forschung auf morphologische Untersuchungen an Hämatoxylin und Eosin (H&E) gefärbten Schnitten der Gewebeproben von 19 an Hufkrebs erkrankten Pferden im Vergleich zu Gewebeproben von 10 hufgesunden Pferden mittels Lichtmikroskopie konzentriert (Apprich et al. 2017). Die sichtbaren morphologischen Veränderungen wurden semi-quantitativ erhoben und nach Schweregrad klassifiziert. Zudem wurde die proliferative Aktivität durch anti-PCNA (proliferative cell nuclear antigen) und anti-Ki-67 Immunhistochemie evaluiert.
Histologisch zeigten die Hufkrebsgewebe fünf Hauptveränderungen, die in den Kontrollgeweben nicht nachvollziehbar waren. Diese Veränderungen waren das Vorhandensein von Lakunen, von Vakuolen und von Riesenzellen im Stratum germinativum der Epidermis sowie ausgedehnte Blutungen und Entzündungszeichen in den dermalen Schichten (Abbildung 1). Es waren keinerlei histologische Hinweise auf tumoröse Entartung der Zellen in den untersuchten Geweben nachweisbar (Apprich et al. 2017).
Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 12. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe umfasst knapp 100 Seiten mit vielen Abbildungen, in denen wesentliche Erkenntnisse und Botschaften der Referenten zum Thema Hufkrebs zusammengetragen sind. Sie kann zum Preis von 25 Euro bei uns bestellt werden.