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Der metabolische Hufrehepatient - Verursacht Insulin eine Überproliferation der Hornkapsel? (Nancy Paul)

Die Hufrehe ist keine eigenständige Erkrankung, sondern häufig ein Symptom verschiedener systemischer Krankheitssyndrome [1,2]. Dazu zählen zum einen Endokrinopathien wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS) sowie das Equine Cushing Syndrom (ECS) [3-5]. Zum anderen kann sie Begleitsymptom systemischer Entzündungsreaktionen sein. Diese stehen bei Pferden vorwiegend im Zusammenhang mit gastrointestinalen Erkrankungen. Seltener entwickelt sich eine Hufrehe nach Überbelastung einer oder mehrerer Gliedmaßen [11-13]. Anhand der jeweiligen Grunderkrankung wird die Hufrehe in eine metabolisch-induzierte, toxin-induzierte und belastungsinduzierte Form eingeteilt. Der Anteil an Pferden, die aufgrund einer metabolischen Dysregulation eine Hufrehe entwickeln, wird auf über 90% geschätzt [5]. Für die Entstehung einer metabolisch-induzierte Hufrehe scheint das Vorliegen einer Hyperinsulinämie von entscheidender Bedeutung zu sein [3,14-17].

Eine Hyperinsulinämie entsteht durch eine gesteigerte Insulinsekretion und/oder eine geminderte Insulinclearance (Abbau von Insulin durch insulinsensitive Gewebe) [17]. Die Sekretion von Insulin wird nicht nur durch eine erhöhte Blutglukose, sondern auch durch Freie Fettsäuren und intestinale Hormone (z.B. Inkretine) stimuliert. Eine dauerhafte Hyperinsulinämie führt zunächst zu einer Minderung der Insulinsensitivität von Geweben (Somogyi Effekt) und somit zu einer erniedrigten Insulinclearance. Gleichzeitig ist die zelluläre Glukoseaufnahme unzureichend.

Eine Glukoseunterversorgung von Keratinozyten im Zuge einer Insulinresistenz konnte als Auslöser einer Hufrehe ausgeschlossen werden [18]. Im Huf erfolgt die Glukoseaufnahme von Keratinozyten über den insulinunabhängigen GLUT-1-Rezeptor. Ebenso konnte eine glukotoxische Entstehung der Hufrehe durch Bildung von Glykationsprodukten (AGEs, advanced glycation end products) nicht bestätigt werden [19]. AGEs sind Verbindungen von Zuckern mit Fetten, Proteinen oder Nukleinsäuren, welche sich vornehmlich während einer Hyperglykämie bilden [20]. Sie besitzen ein gefäß- und gewebeschädigendes Potential. Bislang konnten sie nur in der akuten Phase der Hufrehe nachgewiesen werden [18]. Folglich ist zu klären, inwiefern AGEs für ein Fortbestehen der Hufrehe verantwortlich sind.

Neuere Studien lassen vermuten, dass Insulin den Hufbeinträger indirekt über eine Fehlsteuerung der Gefäße und direkt über einen proliferationssteigernden Effekt auf Keratinozyten beeinträchtigt [21-24].

Während Insulin unter physiologischen Bedingungen eine Vasodilatation herbeiführt, bewirkt es bei insulinresistenten Individuen eine Vasokonstriktion [21,22]. Gefäße von Pferden mit metabolisch-induzierte Hufrehe weisen ein erhöhtes Vermögen zur Kontraktion und ein geringeres Vermögen zur Relaxation auf als Gefäße von Kontrollpferden [25].

Bereits während der Entwicklungsphase der Hufrehe kann man eine gesteigerte Proliferation von Keratinozyten im epidermalen Blättchenapparat des Hufbeinträgers verzeichnen [26-28]. Diese ist bei der metabolisch-induzierten Hufrehe hochgradiger als bei der toxin- oder belastungsinduzierten Form. Auch während der akuten und chronischen Phase bleibt der proliferative Charakter das vorherrschende Merkmal der metabolisch-induzierten Hufrehe. Mehrere Studien suggerieren eine Aktivierung der Zellteilung von epidermalen Basalzellen durch...