Fallpräsentation II Huforthopädie: Therapie in Fällen von Sehnenerkrankung (Cornelia Greifenberg-Gruns)
Fallbericht: Nabuco (...wo die Liebe hinfällt)
Zügellahm, verdickte Sehnen und Gallen am linken Vorderbein, untergeschobene Trachten, verschobene Ballen, nach innen gekippte mediale Seitenwände an der Hinterhand, unpassender Sattel.
Rasse: Lusitano/Andalusiermix
Alter: ca.11 Jahre Wallach
Ausbildung: traditionelle portugiesische Reitweise, Kandare und englischer Sattel, ausgebildet in allen Seitengänge in Schritt und Trab, Spanischer Schritt, im Galopp schwierig, generell sehr hektisch und angespannt - nicht für jedermann zu reiten.
Haltungsbedingungen: nachts Box, tagsüber kleiner Paddock,
Fütterung: Heu und Stroh, Nösenberger light 2x täglich 500g,
Nutzung des Pferdes: überwiegend in der Halle, 1 Stunde Dressur täglich
Barhuf: seit Okt. 05 hinten (noch in Spanien). Seit Nov. 05 auch vorne barhuf (in Deutschland)
Therapieansatz:
Korrektur am Barhuf durch Abriebsteuerung, mehr freie Bewegung durch veränderte Haltungsbedingungen, Homöopathie Hochpotenz, Zufüttern von sehnen- und gelenkrelevanten Substanzen über einen längeren Zeitraum, Verbesserung der Tragfähigkeit des Pferdes durch einen anderen Sattel, Verbesserung der Reitfähigkeiten der Besitzerin.
Vorgeschichte:
Nabuco hatte vernachlässigte Hufe mit reichlich überfälligem Beschlag auf allen Hufen. Bei der Besichtung in Spanien stellte die Besitzerin fest, dass die Zehenwand sehr lang und die Trachtenendkanten stark untergeschoben waren. Um ihn dann für den Verkauf herzurichten, wurde der Huf entsprechend gekürzt und an den Trachten ein Keil untergelegt. Die Hinterhufe wurden auf Wunsch der neuen Besitzerin nur ausgeschnitten. Sie kaufte das Pferd trotz zeitweiliger Zügellahmheit, Taktfehlern und einer Verdickung an den Sehnen und Gallen am linken Vorderbein. Bei Ankunft in Deutschland kam noch eine Schiefhaltung des Kopfes dazu. Nabuco hatte sich nach Losreißen am Anbindestrick überschlagen.
Therapieverlauf:
In Deutschland erfolgte eine Untersuchung mit einer Wärmebildkamera. Diese zeigte erhöhte Temperatur im Bereich beider Vorderhufe, beider Knie und zu niedrig temperierte Stellen im mittleren Halsbereich. Daraus folgte eine Lahmheituntersuchung in der Tierklinik Dr. Baumann mit Röntgenbildern der Halswirbelsäule, Fessel, Zehe der Vorhand und der Knie. Die Verdickung an der linken Fessel sah man als chronisch an. Alles andere ohne Befund. Festgestellt wurde ein schiefgestellter Atlas, ein Zahnbefund, der dringend zu behandeln war, sowie Schmerzen im Widerrist und im Kreuzdarmbeinbereich.
Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 10. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (61 Seiten & 120 Abbildungen) kann zum Preis von 15 Euro bei uns bestellt werden. Das Thema dieser Huftagung lautet "Orthopädische Beschläge – Pro und Contra".