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Sissy - kleines Pferd mit schiefen Hufen

Vorgeschichte

Sissy wurde im April 1993 auf einem Ponyhof geboren. Sie war das Fohlen der blinden Pflegeponystute von Sissys heutiger Besitzerin. Auf dem Ponyhof war das mit der Pferdegesundheit laut Sissys Besitzerin immer so eine Sache; eine Impfung haben die Tiere nie gesehen und der Hufschmied kam vielleicht alle 3 bis 4 Monate. 1997 kaufte Sissys Besitzerin zusammen mit 2 Freunden einen Haflingerwallach. Man zog in einen anderen Stall und hatte von da an nur noch sporadischen Kontakt zum Ponyhof. 2001 fand ein Frühlingsfest auf dem Ponyhof statt, zu dem auch die drei Freunde dem Hof wieder einen Besuch abstatteten.

Sissys heutige Besitzerin berichtet: "Ich bin dann mal rumgegangen, hab die Pferde begrüßt, die ich so kannte, und hab u. a. auch Sissy mit ihren – milde ausgedrückt – krummen Hufen gesehen. Dann hab ich erstmal die Mädels zusammengestaucht, denn das kann ja nicht angehen! Am liebsten hätte ich das kleine Ding gleich mitgenommen. Sie wollten sie mir auch mitgeben, denn sie konnten nix mit ihr anfangen, da sie sowieso alle Kinder runtergeworfen hat – kein Wunder bei den Hufen. Also hab ich erstmal den Tierarzt bestellt, geimpft und entwurmt (auf unsere Kosten versteht sich) und dann noch den Schmied kommen lassen. Beide haben natürlich, genau wie wir, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Der Schmied meinte nur 'ab zum Schlachter', darauf ich: 'schneide die jetzt aus!!!'"

Selbst ist der Hufbearbeiter!

Das Foto wurde aufgenommen, als der Hufschmied bereits das erste Übel beseitigt hatte. Vorher waren die Hufe der Kleinen in etwa doppelt so lang. Die drei Freunde waren festen Willens, Sissy zu helfen. Die Jungs hatten im Jahr davor einen Hufkurs besucht und bearbeiteten seit dieser Zeit bereits ihr eigenes Pferd selbst. Sie trauten es sich auch zu, Sissys schiefe Hufe wieder gerade zu bekommen. Eine andere Möglichkeit gab es ohnehin nicht. Sissys spätere Besitzerin berichtet weiter: "Das war ein ganz schöner Kampf, da Sissy vorn auf einem Bein natürlich noch schlechter stehen konnte, als auf zweien. Sie ist quasi nur gestiegen und die Jungs hatten ihre gute Mühe. Ich bin dann viel mit ihr auf dem Ponyhofgelände rumgelaufen, damit sich ihre Hufe wieder an harten Boden gewöhnen (das Ponygehege bestand damals ja nur aus Mist) und um die Hufsituation zu beeinflussen. Das war auch ein ganz schöner Kampf, laufen konnte sie nicht gut, aber wegrennen ging immer prima (sie ist immer darauf bedacht, nur Dinge zu tun, die sie möchte ... typisch Pony halt; das hat sich bis heute nicht wirklich geändert)."

Eigentlich hatten die drei Freunde von vornherein überlegt, Sissy mitzunehmen. Aber da in dem anderen Stall nur große Pferde waren, hatten sie Bedenken, dass die Kleine von den Großen nur herumgeschubst wird. Im August 2001 wagten sie es dann dennoch: der Ponyhofbesitzer hatte nichts dagegen, dass Sissy auszog, und schenkte sie den drei Freunden. Auf dem Ponyhof konnte ohnehin niemand etwas mit dem widersetzlichen Pony anfangen und man hatte einen Fresser weniger. Im neuen Stall hat sich die Kleine mit den schiefen Hufen sofort problemlos in die Herde eingefügt, Sissy wurde von den Großen freundlich aufgenommen.

Sissys Hufe wurden nun regelmäßig in 3- bis 4-wöchigem Abstand bearbeitet. Trotz der nur begrenzten Hufkurskenntnisse verstanden es die Jungs sich in die Hufe "hineinzudenken". Sie diskutierten, probierten, beobachteten und zogen Schlüsse, wenn sich die Hufe anders entwickelten als gewollt. Sie holten sich Rat bei Huforthopäden und besuchten weitere Hufkurse. Einer der beiden meldete sich schließlich zur Ausbildung an der Lehranstalt für Huforthopädie der DHG an und steht mittlerweile kurz vor seiner Abschlussprüfung. Die Arbeit an den Hufen machte Spaß und tat Sissy sichtlich gut. Angesichts der enormen Veränderungen, die Sissys Knochen und Gelenke bereits erlitten hatten, ist es eine wirklich herausragende Leistung, was hier für die Kleine hier vollbracht wurde. Das dankt Sissy mit Gesundheit und großer Lebensfreude.

Pflegeverlauf

Die folgenden Bilder zeigen die Entwicklung von Sissys schiefen Hufen im Zeitraum von Mai 2001 bis September 2004.

Juli 2001

Oktober 2001

November 2002

September 2003

September 2004

Gleichmäßige Gelenkbelastung trotz unsymmetrischer Hufe

Als der Tierarzt Sissy im Oktober 2003 wieder sah, staunte er, wie sehr sich ihre Hufsituation verbessert hatte. Die Röntgenbilder von Sissys Gliedmaßen zeigen trotz der noch immer reichlich unsymmetrischen Hufe eine gleichmäßige Belastungssituation in Sissys Gelenken. Natürlich ist die frühere Schiefstellung, wie man sehen kann, nicht spurlos an den Knochen vorübergegangen - sie sind auch zu diesem Zeitpunkt noch schief - besitzen dabei jedoch völlig symmetrische Gelenkspalten.

Keiner hätte es damals 2001 für möglich gehalten, dass das kleine Pony mit den schiefen Hufen bzw. verbogenen Füßen jemals wieder völlig beschwerdefrei laufen könnte, geschweige denn, dass Sissy eine Karriere als Fahrpferd machen würde. Und doch, seit mittlerweile 2 Jahren geht Sissy nun barhuf vor dem Sulky. Sie hat dabei genauso großen Spaß wie ihre Besitzer.