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Wie muss ich das werten

Hallo,

ich habe mir heute ein Pferd angesehen, welches ich gern kaufen möchte.
Abgesehen davon, das dieses Pferd nicht besonders gut ausgebildet wurde und ein paar Probleme hat, sonst aber viel Potenzial bietet, fiel mir nach einigen Momenten der recht Vorderhuf auf.

Der Huf selber sieht nicht ungesund aus, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die Stellung so in Ordnung ist.

Kurz gesagt, mit fiel auf, das der rechte Vorderhuf einen feinen Riss aufwies, der vom Kronenrand bis runter ging. Etwas unterhalb der Hälfte dieses Risses, schien der Hufschmied eine kleine Bohrung gemacht zu haben, konte nicht genau erkennen, ob da was als klammer drin war, sofern es solche kleinen Klammern überhaupt gibt.

Die Hufe insgesamt sieht sonst sehr stabil und gepflegt aus, was aber nichtszu bedeuten hat. Auf meine Frage sagte mir die jetzige Besitzerin, das Sie keine Probleme damit hat, wenn ich Ihren Schmied dazu befrage. Aber das muss ja nichts heissen.

Das Pferd lahmt nicht und zeigt auch keine Schmerzreaktionen beim laufen. Ich habe Sie mir vorführen lassen und bis auf Ihre Probleme, die Sie aufgrund mangelnder Ausbildung hat, kote ich nichts erkennen.

Ich möchte dieses Pferd eigentlich sehr gern kaufen, weiss aber wegen der Hufe jetzt nicht wirklich weiter. Ich möchte nicht, das ich mit dem Pferd dann reite und nachher die Hornwand bricht und das Pferd niemehr handelbare Probleme bekommt.

Die Frage ist :
Muss ich diese Sache als so kritisch ansehen, das ich lieber die Finger von dem Pferd lasse, oder ist prinzipiell eine Möglichkeit gegeben, das man mt Geduld, eine solche Schädigung wieder gänzlich in einen unkritischen Bereich bekommt.

Ich habe mich zugegeben gradezu magisch in dieses Pferd verkuckt. Ein Fall, bei dem andere mir einen Vogel zeigen würden, weil man für das Geld auch ein gutes fertiges Reitpferd kaufen könnte. Aber ich würde gern dieses Pferd haben.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir dazu einige Tips geben könntet oder eine Idee habt, was und wie ich das zu werten habe.

Grüße
Sven

Re: Wie muss ich das werten

Hallo,

Risse sind ja immer die Folge von unphysiologischen Spannungsverhältnissen im Huf und können so die verschiedensten Ursachen haben. Ohne die Hufe zu sehen kann ich Ihnen hier leider nicht weiterhelfen. Bitte stellen Sie Fotos hier ein.

Mit freunldichem Gruß
Astrid Arnold

Re: Wie muss ich das werten

Das wird sich sicherlich nicht so ohne weiteres realisieren lassen mit den Fotos......das Pferd ist ja noch gar nicht gekauft.

Nun ja, ich würde erstmal den behandelnden Schmied befragen (wobei das natürlich unter Umständen wenig aussagekräftig sein kann....schließlich hat er das Problem scheinbar nicht richtig in den Griff bekommen) und dann aber noch einen Fachmann meines Vertrauens (sei es einen 2. Schmied, HO, Techniker etc.) drauf sehen lassen. Wie Astrid schon sagte, sind Risse Zeichen von nicht optimalen Spannungsverhältnissen am Huf. Was aber auch nicht heißt, das es nicht behandelbar ist. Möglicherweise wirst du einiges an Euros in die Wiederherstellung investieren müssen, vielleicht ist das Problem aber auch kein so großes und mit der richtigen Bearbeitung verschwindet es dann letztendlich. Das kann dir nur jemand beantworten, der den Huf lifehaftig vor sich sieht.

[%sig%]

Re: Wie muss ich das werten

Ob Sven oder Heike,
erstmal egal , ist so ein Riss natürlich kritisch zu Betrachten. Die vermeindliche Bohrung ist keine, sondern der neuste Trend der Hufschmiede Spannungen aus Rissen zu nehmen . Dabei wird von der Hornraspel der Griff entfernt , die spitze Feilenangel erhitzt und ein Loch in das Horn gebrannt. Soll angeblich auch die Ränder des Risses verschweißen. Ursache des Risses müssen nicht unbedingt unphysiologische Wandverhältnisse sein , sondern können auch von vernarbten Kronenrandverletzungen herrühren. Diese sind beim Abtasten des Kronrandes als leichte Einbuchtungen zu ertasten. Der Riss wird immer bleiben auch wenn er durch eine gute Hufbearbeitung nur noch als " Hauch " erkennbar bleibt. Abgesehen davon ist er nur max 3 mm tief, während die ganze Wand 8 bis 10 mm stärke aufweist. Kritisch wir es erst im unteren Wandabschnitt wenn mehr Mechanik und höhere Abtrocknungsraten hinzukommen. Hier ist der Huforthopäde gefragt die nötige Balance herzusellen und zu erhalten. Der Schmied würde gegebenenfalls über einen Beschlag die Hornkapsel ruhigstellen. Jedoch überwieen die negativen Nebenerscheinungen einer solche Maßnahme .

mfr. Walter Keil
Huforhopäde

Re: Wie muss ich das werten

Hallo und erst einmal einen lieben Dan an euch alle, für die schnelle reaktion. anbei nun mal drei Bilder des betroffenen Hufes, damit Ihr euch ein Bild machen könnt. Das ist deraktuelle Stand der Hufe.

Auf dem einen Bild sieht man den riss relativ deutlich. Bin gespannt auf eure Meinung.

Gruss
Sven

Re: Wie muss ich das werten

Hallo Sven,

habe mir eben die Bilder angeschaut. Kannst du oben am Kronrand
eine Delle fühlen ( im Haaransatz ) ? So eine leichte Einbuchtung
im Bereich des Rissansatzes ? Oder wölbt sich der Kronrand gleichmäßig
vor ?

Re: Wie muss ich das werten

Hallo Sven,

hier ein kurze Hufanalyse, soweit anhand des Fotos erkennbar:

1. Der Huf ist sehr eng mit starkem Trachtenzwang, sehr steilen Wänden und wirkt auf den Fotos insgesamt lang und steil. Das sich stetig bildende Faltenhorn weist auf nicht unerhebliche unphysiologische Hufverhältnisse und daraus resultierende starke Spannungsverhältnisse im Huf hin. Insgesamt wirkt der Huf eher unsymetrisch bzw. in seiner Achse gedreht.

2. Sehr auffällig ist die weiße Hufpartie im Bereich des Risses. Das kann auf eine massive Verletzung im Kronbereich hindeuten, muss jedoch nicht. Auffällig sind auch die Blutergüsse links neben dem Riss (von vorne betrachtet), die auf ein stetiges Wirken von erheblichen Spannungen hinweisen. Ferner ist medial ein Zehenabweiser erkennbar. Hier wäre ein Foto direkt von vorne inkl. Fesselkopf hilfreich.

3. Lateral (=außen) befindet sich ein 2. Riss, der von seiner Richtung anders als der Riss im Zehenbereich verläuft. Medial (=Innen) ist eine Vertiefung in der Seitenwand erkennbar.

4. Im Sohlenbereich ist deutlich zu erkennen, das überwiegend die äußere Trachte einseitig belastet wird. Die Trachten sind sehr eng, der Stahl wird eingequetscht (lateral deutlicher) und die laterale Eckstrebe wird durch die eingerollte Trachte regelrecht zertrümmert. Im lateralen Ballenbereich ist ein Bluterguss erkennbar. Die Seitenwände sind recht dünn und, wie oft bei sehr steilen Hufwänden, ist lateral eine lose Wand erkennbar.

Alles in allem ist die Hufsituation m. E. bedenklich und ungesund. Es ist davon auszugehen, dass die Hufsituation der anderen Hufe nicht wesentlich besser ist. Um hier eine abschliesende Beurteilung abzugeben, müssten Fotos aller Hufe (siehe Foto-Anleitung) sowie Fotos der kompletten Beine vorliegen. Hilfreich wären auch Informationen über die Art und Weise der bisherigen Nutzung des Pferdes.

Schlussendlich ist so nicht zu beurteilen, ob das Pferd aufgrund der Hufsituation nur eingeschränkt reiterlich genutzt werden kann bzw. sich dauerhafte Beeinträchtigungen ergeben. Dazu müsste man sich das Pferd in Natura und in Bewegung ansehen. Auf jeden Fall ist die huforthopädische Behandlung über einen längeren Zeitraum angezeigt.

Gruß

Olaf Schmidt

--

Re: Wie muss ich das werten

Hallo Herr Köchel,
wie Olaf Schmidt schreibt, kann an dem fotografierten Huf einiges verbessert werden. Ob Sie sich aber mit dem Pferd einen Hufproblemfall in den Stall holen oder nicht, kann man anhand der Aufnahmen nicht wirklich abschätzen. Wenn es Ihnen möglich ist, sollten Sie zumindest noch einmal Aufnahmen beider Vorderhufe (bodennah und 90° + beide nebeneinander im normalen Stand) hier einstellen. Am besten und sichersten wäre es in jedem Fall, einen Huforthopäden das Pferd und seine Hufe insgesamt begutachten zu lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch