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Trachtenwachstum

Ich habe seit 2 Jahren einen Blüter (Galopper), den ich von der Rennbahn kaufte. Als ich ihn zu mir holte hatte er fürchterliche Hufe, völlig schnabelig und schmal, untergeschobene Trachten, rissige Hufe und schmalste dünne Eisen. Mit einem guten Schmied haben wir die Hufform verändern können: die Hufe sind nicht mehr schnabelig, werden breiter und gleichmäßig, keine Risse o.ä. mehr.
Vor 6 Monaten habe ich mit der Barhufumstellung hinten begonnen. Das klappte prima (bis auf ein paar Ausbrüche so lange die Nagellöcher da waren), auch die Trachten kommen langsam in Schwung. Übergangsweise lief er mit Hufschuhen, jetzt auch schon (ohne fühlig zu sein) ohne im Gelände.
Heute wollte ich von meinem Hufpfleger gleich noch vorn die Eisen abnehmen lassen. Dieser riet mir jedoch ab, da vorn noch immer keine Trachten sind. Wenn wir die Eisen abnehmen würden, dann liefe er auf dem Strahl, da die Trachten gut einen halben cm tiefer liegen. Dadurch würde er lahm gehen, meint er. Mein Hufpfleger riet mir, dass mein Schmied noch 2 Beschläge dazu verwendet, das Trachtenwachstum anzuregen. Ich habe aber die Befürchtung, dass trotz Beschlag kein Wachstum kommt (wie gesagt, seit 2 Jahren tut sich nicht wirklich viel im Trachtenbereich). Der Schmied ist sonst recht gut, nimmt nur an der Zehe was weg und nur minimal an den Trachten.

Daher meine Frage: fördert ein Beschlag tatsächlich das Trachtenwachstum oder ist dieser kontraproduktiv?

Über Ratschläge bin ich dankbar!
Kristin

Re: Trachtenwachstum

Hallo Kristin,

Eisenbeschläge sind für das Trachtenwachstum kontraproduktiv. Der Huf wird im vorderen Berich auf dem Eisen festgenagelt. Im Trachtenbereich darf nicht genagelt werden, dadurch ist der Huf forne fest fixiert, hinten bewegt sich das Horn bei jedem Schrittauf dem Eisen (Huf weitet sich beim laufen), dadurch findet im Trachtenbereich Abrieb statt - auf dem Eisen. Wenn das Pferd umbeschlagen wird, wird ja meist nur vorne Horn weggenommen, viel weniger im Trachtenbereich. Werden die Beschlagsperioden zu lange gewählt, kann dieses Problem manchmal nicht mehr ausgeglichen werden...

Evtl. könnte man mit einem Kunststoffbeschlag versuchen, im Trachtenbereich Horn zu züchten. Auf Kunststoffbeschlägen findet kein Abrieb im Trachtenbereich statt. Allerdings braucht es einen Schmied, der Kunststoffbeschläge anbringen kann. Sonst halten sie nicht!

Und Hände weg von irgendwelchen Keilen im Trachtenbereich! Die verschärfen das Problem eher...

LG
Aline Ullsperger

Re: Trachtenwachstum

Hallo Aline!
Ich habe auch die Vermutung, dass ein weiterer Beschlag das Problem nicht lösen wird. Mit einer Dame, die sich ausschließlich mit Barhufern und deren Umstellung befasst, habe ich Kontakt gehalten und sie bestätigte was du auch schreibst. Ich werde jetzt also den Schritt wagen die Eisen abzunehmen!
Danke für deine Antwort!

LG
Kristin

Re: Trachtenwachstum

Hallo Aline,

sorry, aber das auf KuStos Trachten keinen Abrieb erfahren, ist leider nicht korrekt.
Meine Stute ist aufgrund erhöhtem Abrieb im Winter (der Winterpaddock ist teilweise betoniert - Sommer nur auf Wiese) mit KuStos beklebt - die Trachten nutzen sich jedoch genauso ab, wie sie es bei einem "normalen" Eisenbeschlag auch täten.
Ich denke, der Erfinder des Trachten-Zucht-Beschlags könnte echt reich werden...

Grüßlies
Andrea

Re: Trachtenwachstum

Hallo Andrea,

wenn der Beschlag noch geklebt ist, wie sollen sich dann die Trachten abnutzen? Bei genagelten Beschlägen wäre es mir ja noch eher erklärbar - aber geklebt? Wurde nur im Zehenbereich geklebt?

LG
Aline

Re: Trachtenwachstum

Hallo Aline,

ja, der GOS wird analog zum Beschlag nur bis zur weitesten Stelle geklebt. Man kann die Bewegung bzw. den Abrieb der Trachten nachher auf dem Kunststoff auch sehen, wenn der Beschlag wieder abgenommen wurde.
Selbst wenn ich den Beschlag weiter hinten klebe, bewegt sich der Huf auf dem Beschlag - Ergebnis: Die letzten Laschen lösen sich...

Grüßlies
Andrea

Re: Trachtenwachstum

Hallo,

habe mich mit Kollegen unterhalten und in der Literatur nachgelesen. Unter Kunststoffbeschlägen findet im Trachtenbereich kein nennenswerter Abrieb statt, wie dies unter Eisenbeschlag ist, dort wird der Huf während der Beschlagsperiode im Trachtenbereich eher niedriger, während die Zehe davon wächst.

Allerdings darf man nicht erwarten, dass sich die Trachten regelrecht aufrichten, wenn das Pferd unter untergeschobenen Trachten leidet. Die Zehe ist bei solchen Pferden häufig sehr lang. Das Problem untergeschobener Trachten ist oft die Folge von zu langen Beschlagsintervallen (>6 Wochen). Hier kann beim Beschlagswechsel an der Zehe nicht soviel weggenommen werden, dass der Huf wieder in eine regelmäßige Form gebracht werden kann.

In dem Fall sollte am Barhuf eine Korrektur (das geht nicht von heute auf morgen) versucht werden. Die Ursachen für die untergeschobenen Trachten müssen behoben werden. Hat das Pferd z.B. eine viel zu lange Zehe, muß diese entsprechend bearbeitet werden. Zum einen zieht die nach vorne wachsende Zehe das Horn im Seiten- und Trachtenbereich mit nach vorne (und damit unter den Huf), zum anderen ist es dem Pferd unangenehm, über eine lange und damit bei jedem Schritt hebelnde Zehe abzurollen, es überlastet den Huf im Trachtenbereich. Das leistet den unterschiebenden Trachten weiter Vorschub!

LG
Aline Ullsperger

Re: Trachtenwachstum

Hallo,
ob sich die Trachten auf einem Beschlag stark oder weniger stark abnutzen liegt sehr daran wie weit es gelingt auf dem jeweiligen Beschlag eine „vernünftige“ Hufmechanik zu erreichen. Je angepasster der Beschlag an die Elastizität des Hufes ist – also nicht zu hart aber auch nicht weicher – und je besser der Beschlag den Sohlenrand und den Strahl zur Lastaufnahme zulässt um so „natürlicher“ ist die Bewegung des Hufes. Das bedeutet das harte Kunststoffbeschläge oder solche ohne Steg genauso trachtenraubend sind wie Eisenbeschläge, ja sogar mehr als Eisenbeschläge mit Steg und / oder Einlagen.
Problematisch ist es wenn man Trachten züchten möchte, wenn diese untergeschoben oder eingerollt sind. Dort wird jeder mm mehr an Trachtenlänge nur dazu führen dass diese noch mehr unterschieben und damit noch mehr Probleme machen und der Huf damit keinesfalls hinten an Höhe gewinnt. Hier muss es gelingen die Trachten aufzurichten und dafür ist keine Beschlagsart geeignet.
Je besser man die Hufmechanik im Griff hat umso besser hält auch der Kunststoffbeschlag egal ob genagelt oder geklebt, da dann die Spannungen in der Hornkapsel relativ gering sind.
Lieben Gruß
Astrid Arnold