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Risse bis in den Kronsaum

Hallo Ihr Lieben,

ich bräuchte mal eine "Zweitmeinung" (gerne auch eine "Dritt-", "Viert-" und "Fünftmeinung").
Wir wollen uns eine 7jährige Quarterstute kaufen, die katastrophale Hufe hat. Normalerweise würde ich von vornherein die Finger davon lassen, aber in diesem Fall passt sie einfach wie die "Faust aufs Auge" zu meinem Mann und es wird schwer, etwas Vergleichbares zu finden.

An beiden Vorderhufen Risse bis in den Kronsaum, nicht blutig, die Risse sind leicht eingedellt - spricht für eine Schädigung in der Kronlederhaut.
Einer der Hinterhufe zeigt auch einen solchen Riss, der geht jedoch nicht bis ganz nach unten und "verschwindet" ca 4mm vor dem Beschlag. Ich gehe davon aus, dass dieser Riss nicht durch die gesamte Wanddicke geht und dadurch dass die Zehe da unten mehr beraspelt wird, er deshalb verschwindet.

Angeblich hat sie die Risse bereits seit sie als 3jährige gekauft wurde und war niemals lahm (fragt sich nur, wie lange das noch gut geht).
Die Huf-Fesselachse (ist auf den Fotos leider nicht erkennbar) ist nicht gebrochen (oder nur ganz leicht).

Wir wollen die Stute freizeitmäßig nutzen, 3-4 mal pro Woche in Gelände und Halle, der ein oder andere Wanderritt, Trail oder kleine Distanzritt im Jahr.

Kann sie mit diesen Hufen alt werden, oder muss man damit rechnen, dass sie über kurz oder lang wegen der Hufe ausfallen wird.

Die Stute ist übrigens 154cm groß, gut bemuskelt, die Vorderhufe haben geschätzte 11cm Durchmesser.

Was sagen Eure Erfahrungen?

Danke schonmal für Eure Bemühungen.

Grüßlis

Andrea

Re: Risse bis in den Kronsaum

Soll das Pferd weiter mit Beschlag laufen?

Re: Risse bis in den Kronsaum

Ich bin selber Hufpflegerin und würde sie sehr gerne barhuf laufen lassen.
Aufgrund der meines Erachten auch nicht so guten Hornqualität wird eine Umstellung nicht ganz unproblematisch. Dazu würde sie bei uns tagsüber auf einem Paddock stehen, der teilweise mit Beton befestigt ist.
Damit hatten bei uns diverse Pferde (inkl. meiner eigenen Barhuf-Stute) erst einmal zu kämpfen.
Bei der Umstellung würde sie erst einmal nicht reitbar sein.
Und - auch auf die Gefahr hier jetzt in der Luft zerrissen zu werden - ich kaufe mir kein Pferd, um es auf die Wiese zu stellen. Sooo günstig ist sie dann doch nicht.

Re: Risse bis in den Kronsaum

Ich weiß ja nicht, was du für ne Hufpflegerin bist und wie gut du dich auskennst.

Die Risse kommen von der unguten Hufsituation, wie du sicher bemerkt hast. Stellt man diese ab bzw. den physiologischen Zustand wieder her, werden mit Sicherheit auch die Risse verschwinden, sofern die Lederhaut noch nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Ich denke aber, dass sich diese Risse nicht "schließen" werden, wenn das Pferd mit den Hufen arbeiten muss. Durch die Belastung drückt es die Hufhälften immer wieder auseinander. Ich würde das Pferd solange nicht reiten, bis die Risse zur Hälfte des Hufes herausgewachsen sind, sprich mind. 4 Monate. Falls du dazu nicht bereit bist, würde ich es auch nicht versuchen. Es kann schneller gehen, aber auch länger dauern, das kann man vorher leider nie genau sagen.

Re: Risse bis in den Kronsaum

Danke für diese dezidierte und sachliche Beurteilung.

Mit freundlichen Grüßen

Andrea

Re: Risse bis in den Kronsaum

Man kann natürlich versuchen, das Ganze positiv zu betrachten.
Denn wenn das Pferd den Beschlag weiter behält, dann werden die Spalten bleiben und es wird spätestens in 4 5 Jahren auf den Hufen hinüber sein. Dann ist es wertlos. Das könntest du den Besitzern klar machen und jeder der auch nur halbwegs Augen hat und Denken kann, wird das Erkennen.
Also könnte dieser Umstand den Preis des Pferdes wesentlich drücken und dann wäre ein halbes Jahr Ruhe vielleicht günstiger, wie wenn man ein teures Pferd gekauft hätte mit dem man gleich losreitet.
Ich würd es jedenfalls so versuchen zu machen. Muss man halt mal genau durchkalkulieren.

Re: Risse bis in den Kronsaum

Hallo Andrea,
es sieht so aus, als befänden sich die Risse jeweils zwischen zwei Wandrundungen, daher die "Eindellung". Hier scheint es sich (leider) um typische Quarter-Hufe zu handeln - steil, klein und eng. Das macht die Sache nicht einfacher, ich sehe hier eine ziemliche Herausforderung für die Bearbeitung, es wird womöglich lange dauern, bis die Risse verschwinden (wenn sie überhaupt komplett verschwinden). Es scheint sich um eine bereits seit längerer Zeit bestehende Situation zu handeln; wenn man die Wandrundungen in den Griff bekommt und die Belastungssituation verbessert (Foto 1 sieht schlimm aus), kann sicher einiges erreicht werden. Ausserdem scheinen die Hufe zu flache zu sein, soweit ich das anhand der Fotos beurteilen kann. Wenn du selbst Hufbearbeiterin bist, kannst du ja in sehr kurzen Abständen bearbeiten, das wäre sicher angebracht. Wenn du dir die Hufe zutraust und euch das Pferd so gut gefällt - warum nicht?

Mit besten Grüssen
Silke Plantzen

Re: Risse bis in den Kronsaum

Hallo Silke,

danke für Deine Meinung.
Die Hufe sind minimal zu flach - ich gehe davon aus, wegen dem Beschlag (Abrieb der Trachten während der Beschlagsperiode; der Beschlag ist jetzt ca. 5 Wochen alt). Aber das kan in meinen Augen halt nicht der Grund für solch extreme Risse / Spalten sein.
In Natura hat man den Eindruck, die beiden Hufhälften würden sich gegeneinander verschieben.

Das mit dem "Zutrauen" ist halt so eine Sache. So extreme Hufe hatte ich bis dato noch nicht zu behandeln - bzw. wenn sie so extrem waren, war der Grund im Normalfall viel zu flache Stellung oder nicht mehr tragende und hebelnde Seitenwände, und das konnte relativ einfach korrigiert werden.
Ich sehe halt hier ein Problem bei der Barhufumstellung - das wird nicht einfach.
Und ich befürchte, dass Röntgenbilder hier auch schon einen pathologischen Befund zeigen werden.

Vielen Dank für Eure Meinungen - hat mir bei der Einschätzung und Entscheidungsfindung weitergeholfen.

Viele Grüße
Andrea