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Lederhautentzündung

Liebe Huforthopäden/innen,
Immer wieder treffe ich Leute die behaupten ihr Pferd würde sofort eine Huflederhautentzündung bekommen wenn es barhuf gehen müßte, nun mein Fragen : Was muß passieren damit das Pferd tatsächlich eine Lederhautentzündung bekommt? und Was tut man dann?
In dem sehr gelungenen Buch von Konstanze Rasch und Herrn Biernat fand ich meine Antwort (noch) nicht. Oder ist diese ach so häufige Huflederhautentzündung auch nur eine hilflosigkeits Diagnose wie bei der ebenso ach so häufigen Hufrollenentzündung?
Danke im vorraus Britta

[%sig%]

Re: Lederhautentzündung

Hallo Britta!

Dann spiele ich mal den Lückenbüßer, bis einer der HOs Zeit hat... ;-)

Meiner Meinung nach sind Lederhautentzündungen keine Diagnose aus Hilflosigkeit heraus - eine Lederhautentzündung merkst Du einem Pferd ganz klar an!

In der Regel kam es davor eben zu einer Überlastung/Überreizung der Sohlenlederhaut, und das gibt es eben gerne in der Umstellungsphase von Eisen auf Barhuf. Wobei es meist diejenigen Pferde trifft, denen man keine Pause gönnt. Oft ist es so, dass die Pferde direkt nach der Eisenabnahme erstaunlich gut laufen. Man freut sich dann darüber, und meint vielleicht, man könne das Pferd normal weiterreiten. Allerdings ist die Hornqualität ja meist dann eher schlecht, d.h. die Sohle ist nicht wirklich belastbar, der Tragrand ruckzuck abgelaufen, der Huf vielleicht in sich nicht ganz stabil. Und dann kommt es nach ein, zwei Wochen "ganz plötzlich" zu einer Lederhautentzündung.

Manchmal lässt sich das aber auch kaum verhindern, selbst wenn man noch so aufpasst - mein Pferd stand diesen Sommer kurz vor einer Lederhautentzündung, weil die Hufe nur schon durch die Weide so massiv abgelaufen waren.
Ein anderes Pferd bei uns bekam eine Lederhautentzündung, weil es eine zu dünne und empfindliche Sohle für's Barhuflaufen hat.

Die Art der Hufbearbeitung spielt auch eine große Rolle - bei Strasser ist es schon fast normal, dass das Pferd nach der Eisenabnahme erstmal entzündete Hufe hat...

Was macht man dagegen? Erstmal die Entzündung wegkriegen (Schmerzmittel/Entzündungshemmer, Verbände, Wickel...), und dann halt auf Ursachenforschung gehen. Sind die Hufe zu kurz, kann man mit Verbänden oder Hufschuhen arbeiten, bis Horn nachgewachsen ist, u.U. auch vorübergehend ein Beschlag.
Mein Pferd hat den Sommer dann schlussendlich dank Huffestiger und Zusatzfutter barhuf überstanden.

Liegt es am Reitverhalten, muss man dieses der Belastbarkeit der Hufe anpassen oder z.B. Schuhe verwenden, allerdings gehört da viel Ausdauer und Geduld dazu, und man muss es wohl akzeptieren, wenn das nicht jeder kann und will.
Wenn ein Pferd nur noch lustlos und wie auf Eiern durch die Gegend läuft, ist ein Beschlag meiner Meinung nach die fairere Lösung - entweder der Besitzer ist engagiert bei der Sache, oder man lässt es lieber ganz bleiben.

Und dann gibt es halt noch die Pferde, die tatsächlich so empfindlich sind, dass sie wirklich nicht barhuf laufen können. Der o.g. Wallach hat inzwischen wieder Beschläge (Öllöv) und kann endlich wieder laufen...

Grüßle, Anne

Re: Lederhautentzündung

Hallo Britta!

Die Huflederhautentzündung ist eines von möglichen unangenehmen Folgeerscheinungen bei der Umstellung auf Barhuf. Das liegt meistens jedoch daran, dass mit dem Pferd nicht seinen Hufen entsprechend umgegangen wird. Nach der Eisenabnahme ist ein Pferd eben in den wenigsten Fällen "nutzbar" wie gewohnt.
Das Horn ist von minderwertiger Qualität und die meisten Pferde haben noch eine zeitlang den "rutschenden" Gang wie mit Eisen - beides Gründe, warum zunächst ein großer Hornverlust/-abrieb stattfindet.
Zudem erfährt v.a. die Wandlederhaut ungewohnte Reize, weil sich die Hornkapsel nun wieder uneingeschränkt den unterschiedlichen Böden anschmiegen, sie sich also wieder auf allen Ebenen verwinden kann

Oberste Priorität hat in diesem Stadium die Pferde- bzw. Hufgesundung und damit verbunden eine Schonung des Pferdes.
Das muß man sich bewußt machen! Wer nach der Eisenabnahme sofort jeden Tag 2 Stunden ins Gelände will und keine Gedild aufbringt, bis sich der Huf (Hornqualität, Belastungssituation etc.) stabilisiert hat, der darf sich nicht über eine Huflederhautentzündung wundern.

Eine Umstellung ist mit Geduld, (Sach-)Verständnis für die Situation des Hufes (wie ist sein Zustand? Wie lange dauert demzufolge die Regeneration...) und manchmal leider Schmerzen für das Pferd verbunden, die Aussichten auf einen gesunden Huf sollten das aber doch wert sein, oder?!

Sollte es bei einem geduldigen Pferdebesitzer, der alle Vorsichtsmaßnahmen trifft, dennoch zur Lederhautentzündung kommen, so helfen polsternde Verbände und in Absprache mit dem Tierarzt Entzündungshemmer.

Grüsse

Martin

Re: Lederhautentzündung

Hallo,
vielen Dank für die Antworten. Also wenn ich das richtig verstanden habe ist es bis zur Lederhautentzündung schon einige Zeit und Unsachmäßigkeit vergangen. Als Lahmheitsursache direkt nach Abnahme der Eisen kommt sie also nicht in Frage? Ich nehme an die drückenden Sohlenwülste und die schlechte Hufform sind der Auslöser. Ein Eisenbeschlagenes Pferd soll 2 Tage nach Abnahme der Eisen ohne Nutzung eine Huflederhautentzündung bekommen haben. Als ich die Diagnose bezweifelte wurde ich ausgelacht. Das Pferd wurde wieder Eisen bestückt und jetzt sei laut Besitzer alles wieder Gut - das kann doch nicht möglich sein, oder?
Mit freundlichem Gruß
Britta

[%sig%]

Re: Lederhautentzündung

In meinem Ex-Stall haben wir uns mal mit um ein Pferd gekümmert, als die Besitzerin in Urlaub war. Eigentlich wäre es dringendst an der Zeit gewesen, das Pferd neu zu beschlagen, aber der Schmied kam dann, als die Besitzerin weg war, und sie hatte gesagt, er solle warten, bis sie wieder da ist. Der Schmied arbeitete nicht auf Rechnung, aber da die Eisen quasi nur noch an 2 Nägeln hingen, haben wir dann gesagt, er soll sie eben abnehmen. Er hat dann nur sehr vorsichtig ausgeschnitten (Eckstreben aber schon korrekt).

Das Pferd stand den Tag über dann auf der Weide und abends in der Box. Als wir es dann nochmal zum Hufeauskratzen rausnehmen wollten, war es zu keinem einzigen Schritt mehr in der Lage - Lederhautentzündung!

Es handelte sich um ein typisches Warmblut mit 4 weißen Hufen und eher weichem Horn, das davor immer beschlagen gewesen war, und daraufhin dann auch wieder Eisen bekommen hat (dann war die Entzündung auch schnell wieder weg).

Klar gibt es bei solchen Hufen eine Vorgeschichte, denn gesunde Hufe sind nicht sooo empfindlich - aber in Reitställen stehen ja eben gerade die Pferde, die oft von klein auf Eisen hatten und bei denen eher wenig auf vernünftige Hufpflege geachtet wird (da müssen die Eisen halten, dann ist gut...). Ich kann mir daher schon vorstellen, dass das Pferd wirklich eine Lederhautentzündung hatte!

Grüßle, Anne

Re: Lederhautentzündung

Hallo Britta. In ungünstigen Fällen kann das schon vorkommen.("Zudem erfährt v.a. die Wandlederhaut ungewohnte Reize, weil sich die Hornkapsel nun wieder uneingeschränkt den unterschiedlichen Böden anschmiegen, sie sich also wieder auf allen Ebenen verwinden kann"). Zuviel Bewegung auf ungeeignetem Untergrund potenziert natürlich die Gefahr.

Wie gesagt, trifft man die nötigen Vorkehrungen, sowohl als Pferdebesitzer wie auch als Hufbearbeiter, sind solche Lederhautentzündungen relativ selten.

Häufig treten sie auf, wenn nach der Eisenabnahme mit Hauklinge und Co zuviel Horn (Tragrand und Sohle) enztfernt wird bzw das Pferd gezwungen wird adhoc auf der Sohle zu laufen.

Beste Grüsse

Martin

Re: Lederhautentzündung

*g*
moral der geschichte:
es sollen nur barfussspezialisten pferde auf barfuss umstellen.


ps:
wird in deutschland das den hufschmieden/hufbetreuern so beigebracht, dass bei eisenabnahme zum zweck der barfussumstellung das horn (tragrand und sohle) entfernt werden soll/muss???
bei der ausbildung in österreich hab ich eher das gegenteil gehört.
sollte nicht nur das zerfallshorn sollte vorsichtig entfernt werden und vorsichtig eine dem pferd angepasste balance hergestellt werden???

Re: Lederhautentzündung

Hallo Hannes,

ich glaube nicht, dass das so pauschaliert werden kann, dass den deutschen Hufschmieden und -betreuern das so beigebracht wird.
Es gibt halt überall gute und schlechte Vertreter einer Berufsform.
Mein Huftechniker hatte arge Probleme, sich mir gegenüber durchzusetzen. Er wollte partout kein Horn entfernen, als wir damals auf Barhuf umstellten - ich fand, dass es scheusslich aussah und bettelte um Korrektur - er raspelte für mein Auge den Huf von außen etwas -> Besitzer beruhigt ;-) Er redete mit Engelszungen auf mich ein, dass mein Hopper aktuell alles Horn, was da wäre auch benötigen würde. Damals ließ ich mich überzeugen und bin sehr gut damit gefahren.

Ich kenne aber auch die Arbeit unseres Stallschmieds. Bei uns lassen einige Besitzer ihren Pferden zum Winter hin die Eisen anbnehmen, damit sich der Huf erholen kann - dafür reichen zwar in meinen Augen die paar Wintermonate nicht aus, aber da kann man genauso gut mit einer Mauer diskutieren.
Dieser Schmied nimmt auf jeden Fall die Eisen ab, bearbeitet den Huf ganz normal (Tragrand wird gekürzt, Sohle bearbeitet etc.) und spricht auch keine Warnung wegen der eingeschränkten Nutzung der Pferde aus.
Da kommt es wirklich vor, dass der Besitzer zwei Tage nach Eisenabnahme einen Zweistundenritt macht (weil das Wetter doch so schön war) und einen Tag später jammert, dass sein Hopper nicht mehr laufen mag.

Und dann kommt man erst auf die Idee und fragt dann doch mal nach einer alternativen Meinung - da platzt mir dann regelmäßig der Kragen und ich zweifel da immer das logische Denkvermögen der jeweiligen Besitzer an (auch wenn ich früher nicht besser war ;-)

Mit der Qualität der Arbeit steht und fällt nunmal alles - und das ist branchenübergreifend. Ich denke, dass es auch in Österreich Schmiede gibt, die keine gute Arbeit leisten und sích der Konsequenz ihres Tuns nicht unbedingt bewusst sind.

Gruß

Andrea

Re: Lederhautentzündung

Hallo Hannes,

bei mir hat ja noch der Schmied die Eisen runtergenommen, und ich würde sagen, dass es ein eher klassischer/konservativer Schmied ist. Er hat an der Sohle eigentlich kaum was gemacht, sondern nur den Winkel verändert (Zehe von unten gekürzt) und den Tragrand gekürzt (die Wände waren ausgebrochen und qualitativ schlecht, da wäre der Tragrand eh sofort weggebrochen) und abgerundet.

Du kannst Dir das hier angucken: http://www.hufseite.de/HRU.HTML
Das erste Bild war direkt nach der Eisenabnahme, das zweite dann 2 Wochen oder so später, das dritte direkt, nachdem der Huforthopäde da war.
(-> Ich habe es im Sommer dann leider nicht mehr geschafft, das mit den Fotos weiterzumachen, werde aber jetzt dann wieder damit anfangen, damit man auch mal die Erfolge sieht... :-) )

Das intensive Bearbeiten der Sohle kenne ich nur von Hufpflegern (welcher Richtung auch immer).

Grüßle, Anne

Re: Lederhautentzündung

@anne:
ich kenns nur von einer richtung *g*

Re: Lederhautentzündung

@anne: die seite kenn ich eh *g* immer die wechselnden nicks *GGGGGGGGG*

Re: Lederhautentzündung

Also ich habe Sohlenbearbeitung bisher bei allen "Alternativ-Hufbearbeitern" erlebt, die bei uns waren, nur eben unterschiedlich stark ausgeprägt. Wobei die Strasser-HP alle anderen weit übertroffen hat...

Dass Du meine HP kennst, habe ich mir schon gedacht, aber so im Detail?
Und ich hab eigentlich immer und überall den gleichen Nickname, im Gegensatz zu Dir... ;-) Nur hier habe ich mich lieber gleich geoutet...*g*

Re: Lederhautentzündung>>anne(offtopic)

nein, stimmt nicht, nur 2 und die sind schon sehr alt (> 5 jahre) *GGGGGGGG*, der eine ist sogar schon älter als 32 jahre

Re: Lederhautentzündung

Hallo Martin,
Danke für die gute Beschreibung. Hat mir sehr geholfen.

Hallo Anne,
Öllov sind auch nur Eisen und damit für mich nicht akzeptabel.

Mit freundlichem Gruß
Britta

[%sig%]

Re: Lederhautentzündung

Hallo Britta,
nach einem für das Pferd äußerst qualvollen Jahr und einem 2. fehlgeschlagenen Barhuf-Versuch im Jahr drauf war es die für das Pferd fairere Lösung. Vielleicht wird man irgendwann auf Kunststoff umsteigen können (wenn die Hufe nicht mehr so empfindlich sind), aber noch einen Barhufversuch wird es wohl eher nicht geben - allenfalls mal den Winter über. Niemand hat das Recht, ein Pferd zu quälen - auch wenn die Bewegsgründe noch so nobel sind...

Es gehört dazu, dass man auch Grenzen akzeptieren lernt. Das werden hier nicht alle so sehen, aber meiner Meinung nach gibt es Pferde, bei denen die Umstellung auf Barhuf so schwierig oder nahezu unmöglich ist, dass man sich schon fragt, ob da ein permanenter Hufschutz nicht das kleinere Übel ist. Aber das muss jeder selber entscheiden! Ich würde das, was der Wallach durchlitten hat, meinem Pferd jedenfalls nicht zumuten wollen, und bin nur froh, dass es ihm jetzt wieder gut geht.

Viele Grüße,
Anne

Re: Lederhautentzündung

Hallo Anne,
Mal ganz ehrlich ich glaube Dir nicht, wenn das so gelaufen ist hat jemand Fehler gemacht und zwar massiv. Wenn wie behauptet die optimalen Bedingungen für das Pferd gewesen wären wäre die "Qual" nicht passiert. Das was da gelaufen ist, ist nur wiedermal huschfusch mit Möchtegerns. Jedes Pferd ist in der Lage barhuf zu gehen soweit Reiter und Hufbearbeiter den Huf, nicht die sofortige Nutzbarkeit des Pferdes im Auge haben. Und das es dem Pferd aber NICHT dem Huf im Moment gut geht ,glaube ich aber das ist falsch, denn ein jedes Pferd und da kann man nageln wie man will, steht auf demselben und irgendwann fällt jedes Eisen und dann ???
Mit freundlichem Gruß
Britta

[%sig%]

Re: Lederhautentzündung

Hallo Britta,

mal ganz ehrlich - wer kann seinem Pferd schon wirklich optimale Haltungsbedingungen bieten? Sicher nicht jeder, und ich gebe zu, dass auch wir es bei uns im Stall nicht können - das habe ich auch nie behauptet. Die Pferde sind ganztags auf der Weide, und stehen nachts in der Box. Sicher nicht ideal, um optimale Hufe zu "züchten". Auf der anderen Seite habe ich unter diesen Umständen mein Pferd, das wirklich schlechte Hufe hatte, nach über 25 Jahren Dauerbeschlag mehr oder weniger erfolgreich auf barhuf umgestellt. Mit genau der gleichen Hufbearbeitung wie bei dem Wallach. Selbst der Huforthopäde war ratlos, warum es nicht geklappt hat - die Hufe sahen optisch 100x besser aus als früher mit Eisen. Die Besitzerin ließ dann auf Anraten des Tierarztes hin beschlagen, nachdem das Pferd (ohne Nutzung) nach einem Jahr selbst auf der Weide nicht mehr gehen konnte. Da die Hufe während der Beschlagsperioden deutlich schlechter wurden, das Pferd aber wieder besser lief, folgte dann 3 Monate später ein zweiter Barhufversuch, diesmal durch eine Hufpflegerin nach Strasser, der komplett in die Hose ging. Innerhalb weniger Wochen ging das Pferd wieder gleich schlecht. Natürlich ist Strasser extrem, also nicht gerade ein Maßstab, die Besitzerin hat dann aber endlich mal röntgen lassen. Das Ergebnis war eine sehr dünne Sohle (das war 5 Wochen nach der letzten Bearbeitung, es war also schon Horn nachgewachsen), eventuell eine Hufbeinabsenkung mit leichter Rotation. Wann das geschehen war, lässt sich nun nicht mehr feststellen - zum Zeitpunkt der Bilder waren gleichzeitig die Zehenwände weggehebelt worden, durch das strassersche Zehenlanglassen.
Zuerst der HO, und dann auch die Hufpflegerin rieten immer nur zu mehr Geduld, aber wie lange will man warten? 2 Jahre, 5 Jahre, bis ans Lebensende? Ist das wirklich das, was wir einem Pferd, das 18 Jahre lang gut zu Fuß war, zumuten wollen?

Natürlich sind Eisen nicht optimal, und man sieht das den Hufen auch an. Aber wenn man das Pferd fragen würde, so fände es das sicherlich weniger schlimm, wie monatelange massive Schmerzen, zumal der Erfolg einer Umstellung ja eh fraglich wäre.

Der Huforthhopäde hat bestimmt nicht gepfuscht, es ist ihm allerdings vorzuwerfen, dass er nicht auf Ursachenforschung gegangen ist, nachdem die Hufe optisch so viel besser waren, das Pferd aber trotzdem sichtlich Schmerzen hatte. Mit der Erfahrung, die er heute hat, wäre das sicher nicht passiert, aber ich verstehe es auch, dass die Besitzerin nun kein Vertrauen mehr hat. Ich selber bin nach wie vor zufrieden, hatte aber auch nie solche massiven Probleme.

Wenn Du es Dir zum Ziel gesetzt hast, Deine Stallkollegen davon zu überzeugen, dass es einen Versuch wert ist, die Eisen abnehmen zu lassen, dann solltest Du es vermeiden, so radikal zu argumentieren. Es gibt überall Ausnahmen, und es ist immer heikel, zu behaupten, dass es immer klappt. Auch ein Huforthopäde kann das nicht garantieren...Im Gegenteil - mich lässt es immer skeptisch werden, wenn jemand sowas behauptet, und derjenige kann durch solche Prophezeihungen in Teufels Küche kommen, wenn was schief geht. Aber die Möglichkeit, DASS es klappen könnte, ist doch auch schon einen Versuch wert, oder nicht?

Viele Grüße,
Anne

Re: Lederhautentzündung

Wieder einmal Hallo Frau Neubauer,
was ist der Grund, weshalb das (von Ihnen nun schon mehrfach zitierte) Pferd ohne Eisen nicht laufen konnte?
MfG
Konstanze Rasch

Re: Lederhautentzündung

Hallo Frau Rasch,
wie ich erwähnte, vermutet der Tierarzt, dass es an der zu dünnen bzw. zu empfindlichen Sohle liegen wird (nur vorne - hinten geht das Pferd bis heute noch barhuf). Den Röntgenbildern nach ist es wahrscheinlich mal zu einer Hufbeinsenkung gekommen. Ob das während des Barhufversuchs oder schon viel früher geschehen ist, lässt sich ja nicht feststellen, aber das Pferd reagierte anscheinend früher auch z.B. auf zu intensives Aufbrennen der Eisen immer sehr empfindlich und lief die ersten Tage nach dem Neubeschlag unsauber (jetzt mit Öllöv ist das nicht der Fall), es ist also anzunehmen, dass da schon früher etwas nicht stimmte. Zu Beginn der Barhufphase lief das Pferd "normal" fühlig (den Winter über), ab dem Sommer wurde es schlimmer, und im Herbst war es dann ganz extrem. Im Winter wurde dann wieder beschlagen.

Aber was nun tatsächlich dazu geführt hat, dass das Pferd so empfindlich geworden ist, weiß keiner so wirklich. Wenn es jetzt eine heftige Lederhautentzündung gewesen wäre, und danach wäre es dann bergauf gegangen, hätten wir es sicher weiter versucht, aber da es nur konstant schlimmer wurde (ein Dauerreiz, keine akute Entzündung), war das dem Pferd einfach nicht mehr zuzumuten. Eben weil ja keiner mit Gewissheit sagen konnte, was denn nun Schuld ist, man also auch keinen Ansatzpunkt hatte - zumal die Hufe ja wie gesagt optisch immer besser und gleichmäßiger wurden. Lange haben wir es auf die eher flache Sohle geschoben, allerdings lief ein gleichzeitig umgestelltes Pferd mit viel flacherer Sohle problemlos, und als ich dann, gerade als der Wallach besonders schlecht lief, meinem eigenen Pferd die Eisen entfernen ließ, und es mit seinen schlechten und flachen Hufen tausendmal besser lief als der Wallach, schien uns das als alleinige Ursache eher unwahrscheinlich.

Ich würde nicht behaupten, dass es unter gar keinen Umständen möglich sein sollte, dieses Pferd ganz barhuf laufen zu lassen, aber nach 2 Fehlversuchen sinkt die Risikofreudigkeit natürlich. Das Pferd legt jetzt so langsam seinen "Schmerzgang" ab (extreme Auffußungsverzögerung, die sich das Pferd barhuf angewöhnt hatte, weil das Laufen eben schmerzhaft war) und hat wieder Freude an der Bewegung.

Ich weiß, dass ich Sie wahrscheinlich damit nerve, dass ich dieses Pferd immer wieder mal erwähne, aber ich finde es extrem wichtig, dass man nicht immer nur von den Idealfällen hört, bei denen nach einem Jahr alles tiptop ist und man stundenlang barhuf reiten kann. Es ist einfach nicht die Realität, und ich finde es traurig, wenn man dann zum Lügner und der Hufbearbeiter zum Pfuscher degradiert wird, nur weil es immer heißt, jedes Pferd könne problemlos barhuf laufen. Pferde wie der o.g. Wallach sind Ausnahmen, klar, aber es gibt sie eben doch...

Viele Grüße, Anne

Re: Lederhautentzündung

Aber vielleicht läuft dieses Pferd ohne Eisen so schlecht, weil es erst durch die Eisen in einen solchen Zustand gebracht wurde?!
Oder wurde es so geboren?
Wenn nicht, würde es nicht aus Ausnahmebeispiel gelten.

Re: Lederhautentzündung

Wieso denn nicht? Was ändert das daran?
Pferde, die immer barhuf liefen, haben ja sowieso deutlich weniger Probleme. Wenn es also zu Diskussionen kommt von wegen "alle Pferde können barhuf laufen", dann geht es ja eben in der Regel darum, warum bzw. ob man einem Pferd die Eisen abnehmen lassen sollte. Dass die Hufe durch die Eisen leiden, steht ja sowieso außer Frage, aber wichtig ist der Punkt, wann die Eisen für das Pferd das kleinere Übel sind. Und bei einem 19-jährigen Pferd, das von klein auf Eisen hatte, lässt sich jetzt nicht mehr sagen, ob es diese Probleme auch bekommen hätte, wenn es nie beschlagen worden wäre. Das ändert aber auch nichts an der momentanen Situation, in der es darum geht, die für das Pferd beste Lösung zu finden.

Re: Lederhautentzündung

Hallo Frau Neubauer,
das von Ihnen immer wieder zitierte Beispiel ist eines von tausenden. So viele Pferde können ohne Eisen nicht laufen und vom Pferdebesitzer über den Hufbearbeiter bis zum Tierarzt weiß man keinen Grund. Was Sie mit dem Zitieren Ihres Beispiels tun, ist: Sie kolportieren ein Vorurteil!
MfG
Konstanze Rasch

Re: Lederhautentzündung

Gut, dann also keine Ausnahme. Und leider war ja auch der Huforthopäde ratlos. Aber solche "Fälle" verschweigt man wohl besser, um das schöne Bild nicht zu trüben?

Ich persönlich weiß lieber, auf was ich mich einlasse, und was mich unter Umständen erwarten kann. Dann falle ich nicht aus allen Wolken, wenn es doch mal Komplikationen gibt (und solche "Hilfe, Hilfe, mein Pferd ist platt" - Beiträge gab es ja auch schon genügend). Außerdem finde ich es bedeutend ehrlicher.
Und ich sehe ja nun auch beide Seiten, da ich die Barhufumstellung bei meinem Pferd durchaus als erfolgreich einschätzen würde, obwohl sie nicht völlig komplikationslos vonstatten ging und auch noch nicht abgeschlossen ist.

Ich habe seitdem auch mit sehr vielen anderen Pferdebesitzern über dieses Thema geredet, und habe dabei die Erfahrung gemacht, dass man mit dem "Alle Pferde können..."-Spruch sehr viele von vornherein verprellt, da sehr viele das mit Strasser-Methoden verbinden und automatisch auf Abwehr schalten. Es bringt viel mehr, Beispiele zu erwähnen, und dabei die Probleme auch nicht zu verschweigen. Wenn man dann trotzdem mit der Umstellung im Endeffekt Erfolg hatte, macht das weitaus mehr Mut als die Behauptung, dass alle Probleme Einbildung seien und einen daher auch keine erwarten würden.

Re: Lederhautentzündung

Das mit den Eisen könnte man wohl im weitesten Sinne mit dem Rauchen vergleichen. -
Einmal ist noch ok, zweimal auch, aber dann wirds immer schlimmer. Der Körper kann nicht mit und nicht ohne. Das weiß jeder. Aber deswegen auf die Idee zu kommen, bis zum Tod weiterzurauchen und sich umzubringen, nur um der Entwöhnung (Umstellung) zu entgehen, würde kein vernünftiger Mensch!!

Aber Pferde sind ja nicht vernünftig, sie können auch nix sagen, also muss das wohl was grundsätzlich anderes sein...

Re: Lederhautentzündung

Hallo Verena!
"Aber deswegen auf die Idee zu kommen, bis zum Tod weiterzurauchen und sich umzubringen, nur um der Entwöhnung (Umstellung) zu entgehen, würde kein vernünftiger Mensch!! " - Tja, leider sind die meisten Raucher halt unvernünftig...

Aber was man bei den Pferden nicht vergessen darf: Man hat nicht immer die Möglichkeit, ein Pferd von klein auf zu besitzen.
Würde ich mir heute ein Pferd kaufen, würde ich natürlich ein Pferd mit gesunden Hufen bevorzugen, aber was ist mit alle den älteren Pferden, die vielleicht seit 15 oder 20 Jahren Eisen haben, weil das eben damals außer Frage stand, dass ein Reitpferd Eisen braucht? So einem Pferd nützt es doch herzlich wenig, dass es als Jungpferd mal gesunde Hufe hatte und vielleicht ohne Eisen hätte laufen können. Natürlich kann und sollte man es versuchen, ob es auch ohne Eisen oder zumindest mit Kunststoffbeschlag geht, aber wenn es nicht funktioniert, dann bin ich der Meinung, dass es zumindest bei den Pferden, bei denen es mit Eisen keine gravierenden Probleme gab, das kleinere Übel ist, ihnen die Eisen zu lassen.

Ich finde es viel wichtiger, den Leuten klarzumachen, dass ein Fohlen Hufpflege braucht und ein Pferd nicht automatisch Eisen benötigt, sobald es eingeritten wird, anstatt bei den Pferden anzufangen, bei denen die Umstellung nach jahrelangem Beschlag besonders kompliziert ist (dass man den Hufen eines Pferdes nach 15 Jahren mit Eisen das auch ansieht ist naheliegend, aber ich finde es erschreckend, wie schlimm die Hufe - und durchaus auch Barhufe - bei ganz jungen Pferden oft schon aussehen...). Nicht, dass es einen Versuch nicht wert wäre, aber das lässt sich eben nur von Fall zu Fall entscheiden, und nicht pauschal (hängt von zu vielen Faktoren ab). Und schon gar nicht, indem man die Pferdebesitzer beschimpft und beleidigt. So bringt man ganz sicher niemanden dazu, darüber nachzudenken!

Viele Grüße, Anne

Re: Lederhautentzündung@verena/nachtrag

Nachtrag: Nochmal zum Vergleich mit dem Rauchen:
Würdest Du echt pauschal sagen, dass Eisen bei einem Pferd zum Tod führen? Meinst Du nicht, dass mit der Umstellung verbundene Schmerzen ein Pferd körperlich und psychisch auch extrem belasten können? Es sind ja dann nicht nur die Hufe, die wehtun, sondern es löst eine Kettenreaktion aus (Bewegungsmangel, Verspannungen, psych. Probleme).
Ich finde, da muss man schon sehr genau abwägen, wann man einen Versuch als gescheitert betrachten sollte. Zumindest auf der Weide sollte das Pferd so schnell wie möglich schmerzlos laufen können. Das Pferd weiß ja nicht, dass die Schmerzen eventuell irgendwann vorbei sein könnten, und es ihm danach vielleicht besser geht.

Aber mal eine Frage an Dich: Wie lange würdest denn Du Deinem Pferd zumuten wollte, dass es selbst auf Gras nicht laufen kann? Was wäre für Dich der Punkt, an dem Du einen Versuch abbrechen würdest, bzw. was wären die Entscheidungskriterien?

Klar hängt das vom Pferd ab (jedes leidet anders), aber ich finde es doch interessant. Ich hatte zu dem Thema im Sommer, als mein Pferd so schlecht lief, eine Diskussionsbox auf der Koppel dazu, und zuerst sind alle massiv über mich hergefallen, weil ich nicht gleich wieder habe beschlagen lassen (nach 2 Wochen schlechtem Laufen). Auf der anderen Seite mahnen Hufpfleger zu mehr Geduld, wenn das Pferd auch nach einem Jahr noch nicht laufen kann...

Ich finde, man sollte sich darüber schon auch mal Gedanken machen - ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich sehr, sehr schnell daran gewöhnt, dass ein Pferd schlecht läuft, und es einem dann gar nicht mehr so sehr auffällt. Ich kenne das von meinem (Arthrose-)Pferd, aber eben auch extrem von Barhufumstellungen her. Also nicht ein vorsichtiges Laufen, sondern extrem fühlig, was ja auf die Dauer auch nicht normal ist. Man ist dann sehr fix im Entschuldigungen finden, aber besonders fair ist das dem Tier gegenüber eben auch nicht immer.

[%sig%]

Re: Lederhautentzündung@verena/nachtrag

Wenn die Eisenabnahme für ein Pferd ein nicht enden wollendes Martyrium darstellt, sollte man das nicht hinnehmen, sondern nach der Ursache der Schmerzen fahnden. Wenn man diese nicht findet, bedeutet dies, dass man dem Zustand ohnmächtig gegenüber steht. Dann ist es aber diese hufbearbeiterische Ohnmacht, die tausende Pferde ohne Eisen nicht laufen lässt.

Re: Lederhautentzündung

Unsere Huforthopäden sind angehalten, sich Hilfe zu holen, wenn sie "ratlos" sind.

Re: Lederhautentzündung

Ich wollte damit nicht sagen, dass Eisen ein Pferd zwangsläufig umbringen. Das Rauchen tut es ja auch nicht bei jedem. Schon gar nicht das Rauchen ansich. Sondern der verfrühte Herzinfarkt, Lungenkrebs, etc.

Mit dem Aufhören meinte ich das Wissen darum, nicht unbedingt das Durchziehen selber.

Vielleicht sollte man ein derart geschundenes Pferd einfach in Ruhe lassen und gar nicht mehr reiten/nutzen. Aber das ist wohl der Grund warum viele zum Eisen greifen. Weil ein Pferd das Hund spielt für viele nutzlos ist.

Aber es ist doch schonmal ein Fortschritt, dass man aufwacht und das Pferd schont bei Satteldruck oder kissing spines, etc. Das hat früher auch keinen interessiert. Und das mit den Hufen wird auch noch! (Hoffentlich)

Re: Lederhautentzündung

sehr geehrte frau rasch,
die "hufbearbeiterische ohnmacht" ist in vielen fällen weniger eine ohnmacht, die aus mangelndem wissen um die zusammenhänge besteht als vielmehr die gegenüber (manchmal recht ignoranten!) pferdebesitzern, die es nicht einsehen wollen, warum gerade bei ihrem pferd ein solcher aufwand zur umstellung auf ein leben ohne beschlag notwendig sein soll. wie z.b. schaffung geeigneter untergründe, schonung des tieres, in vielen fällen aber auch das sinnvolle "vorbereiten" des beschlagenen hufes, also verbesserung der grundsituation durch beschlag auf´s barhuflaufen.
was wiederum dem tier ebenfalls nichts nutzt, weil dadurch eine situationsverbessernde umstellung oftmals verunmöglicht wird, ist die ebenfalls oftmals ignorante einstellung, man müsste unter allen umständen und sofort das "große übel" beschlag beseitigen, koste es, was es wolle.
und dies sowohl auf seiten der besitzer als auch auf seiten zumindest einzelner hufbearbeiter...
dieser diskussionsfaden bietet hierzu teils bestes ansichtsmaterial.

Re: Lederhautentzündung

@Verena: Das Pferd ist ein Jahr auf der Weide gestanden, wurde höchstens mal eine Runde um den Hof geführt. Von "nutzen wollen" kann jedenfalls keine Rede sein. Bei uns spielt das sowieso keine große Rolle. Aber auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass ein Pferd, das sein Leben lang Freude daran hatte, bewegt zu werden, nicht glücklich ist, wenn es plötzlich nur noch rumsteht.
Ich stimme Dir aber insofern zu, dass sehr viele Reiter nicht einmal bereit sind, das Reiten wenigstens etwas einzuschränken bzw. den Mehraufwand durch z.B. Hufschuhe auf sich zu nehmen. Aber verurteilen würde ich niemanden für diese Entscheidung.

@Frau Rasch: Das "Experiment barhuf" wurde ja dann von Seiten der Besitzerin abgebrochen. Ich bin mir sicher, dass der Huforthopäde heute auch anders damit umgehen würde, wir haben da auch ausgiebig darüber diskutiert. Ist ja jetzt auch schon über ein Jahr her. Aber ich weiß auch jetzt nicht, was man hätte anders machen können.

@agrajag: Was wäre denn dann die logische Konsequenz? Wie gehst Du die Sache an, wie versuchst Du, dieser Ignoranz zu begegnen? Und was soll man machen, wenn man dem Pferd keine idealen Bedingungen bieten kann (versch. Böden z.B.)? Und ist es immer sinnvoll, ein Pferd lange nicht zu nutzen (Muskel-/Konditionsverlust)?

Ich finde das gar nicht so einfach zu beurteilen! Dann müsste man ja sagen, dass man gar keine Pferde halten darf, wenn man ihnen keine ideale Haltung bieten kann.

Ich finde es eben problematisch, dass dann oft gerade die Personen angegriffen werden, die BEWUSST ihr Pferd nicht barhuf laufen lassen - aus welchem Grund auch immer - während man die vielen ignoranten Pferdebesitzer gar nicht erreicht, weil es sie nicht interessiert. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass man bei diesen Leuten nichts erreicht, wenn man von ihnen eine 180°-Wendung verlangt.

Bevor man diesen Leuten die Eisen ausredet, müsste man sie erstmal dazu bringen, dass sie sich generell für die Hufe interessieren - vielleicht über den Zwischenschritt, wenigstens halbwegs vernünftig zu beschlagen und die Beschlagsintervalle einzuhalten. Wenn dann ein gewisses Interesse da ist, würde dem Thema "Barhuf" sicher auch nicht mehr mit einer solchen Ignoranz bzw. einem solchen Abwehrverhalten begegnet werden, und die Pferde, die tatsächlich ohne Eisen laufen könnten, bekämen vielleicht eine Chance.

Re: Lederhautentzündung

hallo anne,
du hast die antwort auf die frage bereits selbst gegeben:
indem man sie peu a peu für das thema interessiert, sie sensibilisiert...
die andere frage habe ich bereits im letzten beitrag beantwortet. es ist klar, daß nicht jeder und überall die optimalen bedingungen bieten kann, entsprechend muß man auch kompromisse in kauf nehmen. diese können in eingeschränkter nutzung während der umstellung bestehen, aber auch darin, daß man nicht von jetzt auf gleich umstellt, sondern zunächst die hufseitigen konditionen verbessert. es ist doch eigentlich sowieso logisch, daß die hufe, die schon beschlagen in gutem zustand sind, die besten chancen haben, auch barhuf entsprechenden belastungen standzuhalten.
von wenigen ausnahmen abgesehen, wäre es weder für mich, noch für meine kunden (und schon garnicht für die betroffenen pferde) akzeptabel, wenn das tier länger als einige wochen auch ohne belastung kaum laufen kann, ohne daß sich eine eindeutige besserung zeigt. ich sehe also alleine schon aus tierschutzgründen eine barhufumstellung, die es dem tier über einen längeren zeitraum verunmöglicht, schmerzfrei zu laufen, für zumindest temporär gescheitert an.
auch das hast du selbst schon entsprechend geschrieben, ansonsten leidet auch der gesamtorganismus in zu hohem maße, damit würde sozusagen der "teufel mit dem beelzebub ausgetrieben".
gruß,
ag

Re: Lederhautentzündung@agrajag

Dann ist das also primär die Aufgabe der Hufbearbeiter! Ich denke auch, dass man da sehr viel erreichen kann. Anstatt den hunderttausendsten Barhufvortrag zu machen, sollte man also lieber erstmal einen Vortrag - etwa in einem Reitstall - anbieten, wie ein vernünftiger Beschlag auzusehen hat, und wie sehr man dem Huf schadet, wenn man das nur daran misst, ob und wie lange die Eisen halten.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir da früher auch herzlich wenig Gedanken darüber gemacht habe. Ich habe aber auch kaum mal erlebt, dass ein Schmied mal erklärt hätte, worauf es ankommt. Und wenn, dann in so einem "jaja - Du verstehst das ja eh nicht"-Ton. Dabei wäre das doch wirklich extrem wichtig! Der nächste Schritt wäre dann vielleicht eine Barhufphase im Winter, die dann vielleicht im Jahr drauf augedehnt wird, oder Infos über Alternativhufschutz, und immer die "Option dauerhaft barhuf" im Hinterkopf, aber nicht sofort als absolutes Muss.
Ich denke, damit könnte man den typischen Reitstallreiter viel eher erreichen, wie wenn man ihm sagt: "Du quälst dein Pferd mit den Eisen, und Du musst die jetzt runternehmen und Dein Pferd ein Jahr auf die Weide schicken!"

Ich hoffe wirklich, dass es immer mehr Schmiede geben wird, die so viel erklären wie die alternativen Hufbearbeiter, und für die nicht das beste Eisen, sondern das am besten laufende Pferd das Ziel ist. Wenn ein Pferdebesitzer nicht 100%-ig sicher ist, was er eigentlich will, wird er so jemandem sicher auch eher vertrauen, da so alle Möglichkeiten offen bleiben (Barhuf UND Beschlag).

Re: Lederhautentzündung

"@Frau Rasch: Das "Experiment barhuf" wurde ja dann von Seiten der Besitzerin abgebrochen. Ich bin mir sicher, dass der Huforthopäde heute auch anders damit umgehen würde, wir haben da auch ausgiebig darüber diskutiert. Ist ja jetzt auch schon über ein Jahr her. Aber ich weiß auch jetzt nicht, was man hätte anders machen können." Das verlangt von Ihnen als Pferdebesitzerin auch niemand. Leider werden Sie dennoch nicht müde, mit diesem Fall stets zu "begründen", dass es eben Pferde gibt die ein Eisen brauchen.

Re: Lederhautentzündung@Frau Rasch

*g*

Der Meinung bin ich halt auch! Ich persönlich hätte eben nicht so lange gewartet, sondern viel eher akzeptiert, dass es nicht funktioniert. Gibt es denn Ihrer Meinung nach kein Pferd, das NICHT ohne Eisen bzw. generell Hufschutz klarkommt? Wieso setzt man sich nicht offen mit dieser Thematik auseinander, anstatt das totzuschweigen?

Ich verstehe ehrlich gesagt überhaupt nicht, warum das für Sie so ein riesiges Problem ist! Es ist ja keine Kritik an Ihrer Methode oder den Fähigkeiten des Huforthopäden. Kein Huforthopäde kann etwas dafür, wenn im Vorfeld irgendwas passiert ist, das das Pferd so reagieren lässt, oder wenn die Haltungsbedingungen vielleicht nicht optimal genug sind. Er ist ja auch kein Zauberer.

Aber auf der anderen Seite ist es doch für den Pferdehalter auch wichtig, zu wissen, dass es eben durchaus auch Probleme geben kann! Was für ein immenser Druck muss auf einem HO lasten, wenn er wirklich jedes Pferd zum Barhuflaufen kriegen muss, weil schließlich behauptet wird, dass das zu 100% klappt, und der als Versager dasteht, wenn es dann doch nicht funktioniert! Das ist nicht fair, und es kann doch auch gar nicht die Realität sein.

Wenn ich dieses Beispiel nenne, dann sind das eben meine Erfahrungen, die ich ehrlich weitergebe. Und die sehen eben so aus, dass von 4 Pferden, die bei uns im Stall regelmäßig huforthopädisch betreut wurden/werden, eines nicht in der Lage ist, komplett barhuf zu laufen. Auf der anderen Seite gibt es also 3 Pferde, bei denen es klappt, und 2 davon haben die Eisen erst relativ spät runtergekriegt (das eine mit 17, meines mit 28), die Voraussetzungen waren also auch eher schwierig. Ich würde dieses eine Pferd also NIE als Beweis dafür sehen, dass die Huforthopädie nichts taugt, sondern dass auch sie ihre Grenzen hat (insgesamt zu wenig Einfluss auf Pferd/Haltung/Besitzer...). Auf der anderen Seite sehe ich den tollen Erfolg - ich habe jahrelang gezögert, ob ich einen Barhufversuch wagen soll, und hätte nie gedacht, je so weit zu kommen, wie ich es jetzt bin.
Und das in dem Wissen, dass es auch anders hätte kommen können, freut mich natürlich umso mehr, und dafür bin ich auch dankbar. Aber deswegen höre ich nicht auf, den weiteren Verlauf genau so kritisch zu verfolgen und zu beurteilen.

Und meinen Sie nicht, dass man mit Ehrlichkeit mehr Menschen erreicht? Mit einem Hufbearbeiter, der einem garantieren kann, dass man die bestmöglichste Lösung für das Pferd finden wird, ohne ihm zu schaden? Der einem Mut macht, aber auch ehrlich sagt, dass er nicht garantieren kann, ob es klappen wird, das Pferd so weit zu bringen, dass es problemlos barhufläuft, auch wenn er das sehr optimistisch sieht? Ich würde so jemanden als "Barhuf-Neuling" sicher mit viel mehr Vertrauen begegnen, da ich so einen sehr sensiblen, aber auch objektiveren Umgang mit der Thematik erwarten würde.

Die Pferdebesitzer, die ohne zu hinterfragen einem Trend hinterherrennen, sind meist auch die, die genau so schnell wieder das Interesse verlieren...

Re: Lederhautentzündung

@anne:
somit ist ein hufbearbeiter, der neben HO-ausbildung auch eine hufschmiedeausbildung resp umgekehrt hat und auf das pferd eingeht, eigentlich anzustreben.

bei der gdhk-tagung Mitte Oktober in Herrsching gab es 2 Vorträge zum Thema "Anwendung unterschiedlicher Methoden".

Zitate aus dem Protokoll:
.. dass eine Beschränkung auf eine einzige der vielen Hufbearbeitungstheorien nicht zum Ziel führt, sondern im Gegenteil sogar kontraproduktiv sein und zu Schäden führen kann.

... Wenn gleich Hugelshofer für die Entwicklung eines einheitlichen Qualitätsstandards in der Hufbearbeitung plädierte, warnte er gleichzeitig jedoch vor einer schematischen Bearbeitung aller Hufe nach einem einzigen Muster: jeder Huf brauche seine eigene Bearbeitung. .... Professionell arbeitende Hufexperten benötigten eine besser gebildete Kundschaft, die wiederum ihre Hufbearbeiter herausfordern und zu einer stetigen Verbesserung ihrer Qualifikationen animieren könnte.

Re: Lederhautentzündung@Frau Rasch

Sie ignorieren einfach weiterhin (und wie ich meine schon leicht penetrant), dass es bei diesem immer wieder zitierten Beispiel einen Grund gibt, weshalb das Pferd Schmerzen hat. Den gibt es immer und erst wenn man ihn weiß, kann man akzeptieren, dass man als Bearbeiter der Hufe machtlos gegen die Schmerzursache ist. Ansonsten ist es ein Kapitulieren. Also eines von tausend Beispielen.
Mein einziges Problem mit Ihren Aussagen ist, dass es Vorurteile sind. Insofern haben wir Glück, dass Sie einen Huforthopäden an Ihrem Pferd haben, sonst hätten Sie sich vielleicht gespeist aus Ihrem "kritischen Verfolgen" und Ihren persönlichen Erfahrungen zu der Aussage verstiegen, dass kein Pferd ohne Eisen laufen kann. Sie sollten Gründe wissen, wenn Sie allgemeine Schlüsse aus etwas Beobachtetem ziehen wollen. Erst recht, wenn Sie andere damit beratschlagen wollen.

Re: Lederhautentzündung

Hurra, das ist doch glatt mal ein richtiger Satz, den Herr Vavra in unserem Forum von sich gibt (wenn auch nur zitiert): die Warnung vor einer "schematischen Bearbeitung aller Hufe nach einem einzigen Muster"! Das meinen wir ganz entschieden auch! Wir möchten zudem darauf hinweisen, dass es dem Huf/allen Hufe aber auch nicht besser bekommt, wenn man zwei, drei oder gar eine Mustervielfalt dagegensetzt.

Re: Lederhautentzündung

@Hannes: Ja, das wäre natürlich schön!

@Frau Rasch: Kann schon sein, dass ich mit meiner Hartnäckigkeit nerve, aber das darf man in einer Diskussion doch ab und an auch, oder? Ich finde es jedenfalls eher amüsant bzw. sogar konstruktiv als ärgerlich, wenn wir uns hier manchmal gegenseitig nerven - im Endeffekt haben wir ja doch das gleiche Ziel, oder? ;-)
Ich habe halt die Erfahrung gemacht, dass man nicht unbedingt zu befriedigenden Antworten auf seine Fragen kommt, wenn man nicht etwas genauer nachhakt. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich halt vermutlich noch dabei, mir eine Meinung zu bilden und laufend dazuzulernen, aber ich glaube kaum, dass ich mich dafür schämen muss.

Aber jetzt mal im Ernst: Angenommen, die Besitzerin hätte nicht aufgegeben: Wie wären Sie weiter fortgefahren? Woran liegt es Ihrer Meinung nach denn in der Regel, dass manche Pferde so massive Probleme bekommen? Könnte eine Belastungsrehe mit Hufbeinsenkung so eine Fühligkeit nicht auslösen, also durchaus der Grund sein (-> Röntgenbilder)? Ich finde das als Grund nämlich gar nicht so abwegig. Und natürlich war es eine Kapitulation - die kam aber meiner Meinung nach in diesem Fall dem Pferd zugute.

Und ich glaube nicht, dass ich Vorurteile habe. Ich kann mich nicht erinnern, je behauptet zu haben, dass alle Pferde Eisen bräuchten - im Gegenteil. Ich habe lediglich lange mit der Eisenabnahme gezögert, weil wir hier, was alternative Hufpflege anbetrifft, totales Entwicklungsland sind und ich mich nicht getraut habe, meinem alten Pferd ohne kompetente Unterstützung die Eisen abnehmen zu lassen. Dem (nicht gerade barhuffreundlichen) Schmied habe ich in dieser Hinsicht jedenfalls nicht vertraut. Das ändert aber nichts daran, dass ich der ganzen Barhufgeschichte gegenüber durchaus aufgeschlossen war, seit ich davon wusste.

Sie brauchen sich also keine Sorgen um mich machen! ;-)

In diesem Sinne einen schönen Abend!

Viele Grüße, Anne

Re: Lederhautentzündung

nicht die Hartnäckigkeit, aber deren Inhalt, siehe oben

"im Endeffekt haben wir ja doch das gleiche Ziel, oder?" da bin ich mir nicht so sicher

"Aber jetzt mal im Ernst: Angenommen, die Besitzerin hätte nicht aufgegeben: Wie wären Sie weiter fortgefahren? Woran liegt es Ihrer Meinung nach denn in der Regel, dass manche Pferde so massive Probleme bekommen?" das liegt nicht in der Regel, deshalb muss man den konkreten Grund finden; und das ist genau das, wie ich in dem Fall fortgefahren wäre

"Und ich glaube nicht, dass ich Vorurteile habe." Warum schreiben Sie dann ständig welche auf?

Re: Lederhautentzündung

Über den Inhalt sind wir uns eben nicht einig, aber das müssen wir ja auch nicht.

Mein Ziel ist es, dem Pferd mit dem Wissen und den Möglichkeiten, die ich habe, ein angenehmes und möglichst artgerechtes Leben zu ermöglichen und damit der Verantwortung gerecht zu werden, die ich übernommen habe, als ich mir ein Pferd gekauft habe. Dass ich dabei eine ganze Reihe Kompromisse eingehen muss, lässt sich leider nicht vermeiden, auch wenn ich damit nicht immer glücklich bin. Aber wann ist man als Pferdebesitzer schon zufrieden...

Ursache: Nun - ich habe Ihnen den Grund genannt, der uns gesagt wurde und der uns nicht irgendwie unlogisch oder fragwürdig vorkam. Warum hätten wir also weitersuchen sollen?

Und definieren Sie mir bitte mal "Vorurteil", vielleicht verstehe ich dann, warum ich Ihrer Meinung nach welche haben sollte...

Re: Lederhautentzündung

Sehr interessant finde ich die Festlegung auf Eisenbeschlag.

In der Tat gibt es Situationen, die es erfordern, dass die Hufe des Pferdes geschützt werden. Wie, das ist immer von den Umständen abhängig. Ob es in der Umstellungsphase ein Verband ist oder aber die temporäre Veränderung der Haltung oder aber eine andere Variante (die immer vor Ort diskutiert und entschieden werden muss), das ist erst einmal egal.

Schmerzzustände müssen immer eindeutig diagnostisch geklärt sein. Dauerhaft gilt es die Ursache herauszufinden und erfolgreich zu behandeln, so dass Weiterungen vermieden werden - dazu gehören zum Beispiel auch Folgeschäden am weiteren Bewegungs-/Muskelapparat.

Gelegntlich ensteht in den Diskussionen der Eindruck, dass die Hufrothopädie Dauerschmerz billigend in Kauf nimmt - das ist nicht so.

Wenn es Probleme bei der Umstellung der Pferde gibt, so ist der Weg der Ursachenforschung einzuschlagen - dies kann eben auch bedeuten, dass der HO eine tierärztliche Lahmheitsuntersuchung mit all den erforderlichen Möglichkeiten empfiehlt (immer auch die individuelle Hufsituation berücksichtigend). Es gilt immer das Ausschlussprinzip.

Lösungen gibt es in der Tat über das Eisen hinaus, nur möchten nicht alle Besitzer diesen aufwendigen und vielleicht kurzfristig teureren Weg einschlagen!!!


Grüße
Michael Strussione

Re: Lederhautentzündung

Hallo Michael,

danke für Deine Antwort! Das klingt doch schon ganz anders...

Wir haben uns schon auch nach Alternativen erkundigt. Wir haben hier in der Gegend niemanden gefunden, der Klebebeschläge anbringen kann oder möchte, und es wäre eher weniger sinnvoll gewesen, jemanden von weit her zu holen (ich bin der Meinung, dass ein Hufbearbeiter möglichst erreichbar sein sollte, sollte es Probleme geben). Der Tierarzt sagte auf die Frage nach Kunststoffbeschlag hin (der Gedanke an Barhuf war zu dem Zeitpunkt noch immer da), dass er empfehlen würde, erstmal einen starren Beschlag zu verwenden, da ein flexibler Kunststoffbeschlag die sowieso schon überreizten Hufe nur noch mehr reizen könnte. Man sollte besser warten, bis das Pferd wieder normal läuft (es hatte sich einen seltsamen "Schwebegang" angewöhnt).
Die ersten 2 Beschlagsperioden waren dann normale Eisen mit Luwexeinlagen und waren auch nur als Übergangslösung gedacht (das war auch noch vor dem Röntgen). Da das Pferd damit relativ schnell wieder halbwegs gut lief, folgte der zweite Barhufversuch, der ja dann wieder nicht funktionierte. Daraufhin wurde geröntgt, mit der Diagnose "evtl. vorausgegangene Belastungsrehe mit leichter Rotation und Hufbeinsenkung". Bei einem Hufbein hat man auch eine deutliche Hutkrempenbildung gesehen. Seitdem hat das Pferd Öllövs (ca. 1/2 Jahr). Ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwann den Versuch geben wird, auf Kunststoff umzustellen. Mit Hufschuhen ist das Pferd übrigens gut gelaufen (Marquis), aber das war ja leider auch keine Lösung für rund um die Uhr.

Die Haltung bei uns fördert vielleicht nicht gerade besonders harte und kräftige Hufe, aber für die Umstellungsphase finde ich sie nicht gänzlich ungeeignet (sehr viel Weidegang).

Aber um wieder auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Einigen wir uns also darauf, dass es definitiv Probleme wie etwa eine Lederhautentzündung geben kann (denn das hatte Britta ja angezweifelt) und das nicht ausschließlich Hirngespinnste bzw. Ausreden unwilliger Pferdebesitzer oder unfähiger Hufbearbeiter sein müssen.
Auch muss man ganz klar unterscheiden - und das, BEVOR man über den Pferdebesitzer herfällt - ob dieser wirklich kein Interesse hat und sein Pferd lieber voll nutzen möchte, oder ob es einen plausiblen Grund gibt, warum der Pferdebesitzer eine Barhufumstellung ablehnt oder diese abgebrochen hat. Über Gründe lässt sich streiten, aber ich finde, man muss sie schon auch akzeptieren - etwa wenn ein Pferd auf Bewegung angewiesen ist (z.B. Rückenprobleme, Bronchitis...). Und dann gibt es eben die, bei denen es einfach nicht vorwärts geht und die die Hoffnung aufgegeben haben.

Es kann also zu Problemen kommen, und da es nicht das Ziel ist, ein Pferd unnötig leiden zu lassen, muss man diesen auf den Grund gehen. So weit, so gut.

Was ich mich frage, ist eben, ob es sinnvoll ist, das Pferd dann weiter barhuf zu lassen, auch wenn es Schmerzen hat, oder ob unter solchen Umständen etwa ein vorübergehender Hufschutz nicht die fairere Lösung ist (auf Ursachenforschung kann man ja trotzdem gehen). Eine andere Möglichkeit wäre eben, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, um dann nicht unter Zugzwang zu geraten (weil die Zustände dem Pferd nicht noch länger zuzumuten sind). Vielleicht ist das der springende Punkt? Vielleicht wartet man, weil es ja immer heißt, Fühligkeit in der Umstellungsphase sei normal und man selber sei ja nur ungeduldig, viel zu lange und über die akzeptablen Umstände hinaus?
Ich habe ja weiter oben mal erwähnt, dass man sich sehr schnell daran gewöhnt, dass ein Pferd in der Umstellungsphase nicht gut läuft. Das merke ich auch bei mir selber - mitunter läuft so ein Pferd schlechter als so manches kranke Pferd, trotzdem wird das einfach so hingenommen. Da die Umstellungsphase sehr lange dauern kann, vergisst man vielleicht auch etwas, wie locker das Pferd früher gelaufen ist, und freut sich schon, wenn es mal halbwegs "okay" läuft. In der Regel wird es ja auch irgendwann besser. Aber für manche Hufe ist das dann halt Dauerstress, und irgendwann kommt vielleicht der Punkt, an dem sie kapitulieren und es zu einer Entzündung kommt, die dann sehr schlecht in den Griff zu bekommen ist.

Ungeduld ist sicher ein großes Problem (geht mir nicht anders), aber vielleicht sollte man nicht in das andere Extrem verfallen und alles einfach so hinnehmen. Und das ist dann schon auch die Aufgabe des Pferdebesitzers, da der das Pferd ständig sieht und einschätzen kann, wie es ihm geht, während der Hufbearbeiter es nur alle paar Wochen mal zu Gesicht bekommt. Ich finde es dann sehr riskant, dem besorgten Pferdehalter mit Vorwürfen und Aggressivität zu begegnen.
Und ich habe wirklich das Gefühl, dass in letzter Zeit in diversen Foren die Biernat-Anhänger (in der Regel Pferdebesitzer, bei denen es bei der Umstellung eher wenig Probleme gab) die Strasser-Anhänger ablösen und über jeden Pferdebesitzer herfallen, der skeptisch ist und sich Sorgen um sein Pferd macht ("Du willst ja eh nur reiten!"). Ich finde das keine sonderlich positive Entwicklung, aber irgendwo muss sie ihren Ursprung haben?!

Viele Grüße, Anne