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Kunststoffbeschläge

Hallo Ihr!

Erstmal möchte ich ein dickes Lob an die Gründer dieses Forums aussprechen. Es ist als Anlaufstelle für Fragen und Erste Hilfe einfach super.

Nun meine Frage. Wer hat schon Erfahrungen zu den verschiedenen Kunststoffbeschlägen, deren Vor- und Nachteilen für die verschiedenen Pferde, Ansprüche, "Huf- und Hornqualitäten" gesammelt und könnte mir dazu berichten. Es gibt ja nun im Unterschied zum herkömmlichen Eisen so viele verschiedene Modelle, daß mann vielleicht nicht gleich das erstbeste, welches der Schmied eben gerade da hat, nehmen sollte.
Gibt es auch Modelle, die für Kaltblüter geeignet sind? Meine Freundin hat eine Norikerstute (mittelschwere Kaltblutrasse), die sie gern mit Kunststoff laufen lassen würde. Als sie es vor einiger Zeit mal versuchte, haben die Beschläge dem Gewicht des Pferdes nicht standgehalten und haben sich unter dem Huf verschoben bzw. wurden zur Seite rausgedrückt.
Wie ist es mit Kunststoffbeschlag als Übergang zum barhuf laufen lassen? Ist das sinnvoll um den Pferden die Umstellung zu erleichtern und Ausfallzeiten zu reduzieren? Oder eher nicht, weil dann zweimal umgestellt würde. Unsere Schulpferde dürften nach Möglichkeit nicht so lange ausfallen.

Ich bin gespannt auf die Antwort.
Vielen Dank schon mal im Voraus

Sylvia

Re: Kunststoffbeschläge

Hallo Sylvia,

also vorneweg: Ich bin kein Fachmann und kann nur aus meiner Erfahrung berichten.

Ich selber habe meine Stute im April auf barhuf umgestellt, was relativ problemlos ging. Allerdings musste ich das Ausreiten eigentlich vollkommen einstellen und während der ersten 8 Wochen wurde sie wegen einer Operation überhaupt nicht bewegt. Also ideale Bedingungen für die Barhufumstellung.

Vorher habe ich diverse Beschläge ausprobiert. Auch ich wollte auf Kunststoffbeschlag wechseln und mein Schmied empfahl mir einen Zwischenschritt mit Ölöv-Eisen einzulegen.
Das Pferd muss bei der Umstellung von Eisen auf Kunststoff zwei neue Komponenten ausgleichen.
Zum einen rutscht der Kunststoff nicht so wie die Eisen. Beschlagene Pferde sind das Rutschen jedoch gewöhnt und haben sich einen "Schlittschuhgang" angewöhnt.
Dazu verhindert das starre Eisen, dass Bodenunebenheiten an den Huf weitergegeben werden.

Beim Kunststoff fällt nun das Rutschen weg.
Dafür benötigen die Pferde im Normalfall ein paar Tage Anpassung. In der Zeit laufen sie wie auf Eiern. Das fällt je nach Pferd und Sensibilität unterschiedlich aus und teilweise sieht es so aus, als ob das Tier auf allen vieren lahm wäre. Nach ein paar Tagen hat sich das allerdings erledigt.
Der Kunststoff ist im Gegensatz zum Eisen ja auch in sich leicht flexibel.
Tritt das Pferd nun auf unebenen Untergrund, werden auch verschiedene Druckverhältnisse an den Huf weitergegeben - anders als beim Eisen.

Mein Schmied empfahl mit deshalb als Zwischenschritt die Ölöv-Eisen (gummi-ummanteltes Eisen). Das ist zwar genauso starr wie Eisen, rutscht jedoch nicht und ist schon stoßmindernd.

Danach sind wir dann auf die Easy-Walker umgestiegen.

Die Umstellung lief sehr gut. Meine Stute zeigte keine Probleme.
Allerdings trat sie sich in der zweiten Beschlagsperiode (Winter 2002) im zwei-Wochenrhythmus die hinteren Easy-Walker ab. Der Huf wuchs so gut wie gar nicht, das Horn wurde bröckelig und man konnte kaum noch Nägel setzen. Dazu kam ein unerklärliches Ticken auf der linken Hinterhand, das auch nach vielen Untersuchungen der TA nicht erklären konnte.
Der Strahl sah dazu auch noch bescheiden aus. Da die Kunststoffbeschläge hinten geschlossen sind, wuchs der Strahl unter diesem Gummi gar nicht und lief sich nur platt. Nächstes Stadium wäre bestimmt Strahlfäule gewesen.

Ich ließ die Easy-Walker wieder abnehmen und stellte sie wieder auf Ölöv um, da sie ja hiermit sehr gut klar gekommen ist.

Da aber die Hornqualität immer mieser wurde und die Eisen immer enger gelegt wurden (damit sie sich die nicht immer wieder selber abtritt) und dementsprechend einrollende Trachten entwickelte, war die Umstellung auf Barhuf absolut notwendig.

Die Hufe erholten sie zusehends, die Hornqualität wird immer besser.
Aktuell fange ich an, mit Hufschuhen zu arbeiten, damit wir auch wieder ins Gelände können.

Ach ja, zum Thema "Produktvielfalt": Ein bekannter Schmied von mir arbeitet erfolgreich mit den Trotters.
Allerdings müssen die leicht auf Spannung genagelt werden (damit sie einem nicht direkt um die Ohren fliegen) und damit haben einige Pferde Probleme oder die Hornqualität ist nicht ausreichend.
Ansonsten sind auch Kremser genauso lange und gut mit den Trotters gelaufen wie mit den Eisen.

Vielleicht konnte ich ja ein wenig helfen

Gruß
Andrea

[%sig%]

Re: Kunststoffbeschläge

hallo,
meine erfahrungen mit kunststoff: wie andrea richtig geschrieben hat, läuft das pferd erst mal wie auf eiern - meiner meinung ist dafür auch die dicke des beschlages verantwortlich. ich habe marathons ausprobiert, da bekannte damit gute erfahrungen gemacht hatten. sie halten so gut wie eisen, sind also 1 bis 2 beschlagsperioden zu verwenden (bei 4-6 wochen). ich finde, dass die pferde viel lockerer laufen, was ich mir mit der geringeren stauchung (zumindest in wald und wiese) erkläre. ein weiterer vorteil ist, dass sie transparent und gut zu bearbeiten sind.
allerdings würde ich, wenn endziel barhuf ist, nicht vorher mit kunststoff beschlagen, da du einmal hoch und dann wieder runter stellst. sind denn deine pferde nicht zwischendurch mal unbeschlagen gewesen? ich habe noch nie gesehen, dass ein pferd länger als 2 wochen braucht um sich einzulaufen, nach 2-3 tagen kommen die meisten doch damit klar. und im schulbetrieb kann man sicherlich vorerst kies und schotter vermeiden?!
viel erfolg beim umstellen auf barhuf...
mit freundlichem gruß
sabine

[%sig%]

Re: Kunststoffbeschläge

Hallo Sabine und Andrea!

Vielen Dank für Eure Tips!
Leider gehören unsere Schulpferde nicht mir, sondern unserem Reitverein, sonst hätten sie schon lange keine Eisenbeschläge mehr. Sie sind leider auch niemals barhuf gegangen, zumindest seit sie bei uns im Verein sind.
Eine Pferdebesitzerin hatte mal ihren alten Wallach auf barhuf umgestellt, weil das Horn so spröde war, das kein Eisen mehr hielt. Sie konnte ihn schon reiten, aber es dauerte mind. 1/2 Jahr, bis er wieder voll seine 2 h am Tag ins Gelände geritten werden konnte. Dann allerdings waren die Hufe steinhart, er hatte nur noch, wenn es sehr trocken war ein bißchen Probleme.
Solch schlechtes Horn hat leider auch das eine Schulpferd. Ich dachte, die Hornqualität könnte besser werden, wenn nicht mehr aufgebrannt wird und der Huf besser durchblutet wird, da er ja mit dem Kunststoff besser arbeiten kann. Oder liege ich da falsch?

Sylvia

Re: Kunststoffbeschläge

Hallo,

ich benutze Hippotech. Bei unserer jungen Stute, die nur wenig und schonend geritten (angeritten) wird, halten sie super und sie läuft sehr schön damit. Sie kommt von der Trabrennbahn und hatte ultralange Hufe mit Renn-Eisen und ist barfuß extrem fühlig. Deshalb bekommt sie jetzt solage wie nötig Plastik, mit dem Ziel, sie später zumindest im Winter barfuß lassen zu können.

Bei meiner Araber-Stute haben sie bei 2 Versuchen nur 2 Wochen gehalten, weil durch die Beweglichkeit des Materials ein Nagel nach dem anderen abgebrochen ist. Dieses Pferd wurde mehr, schneller und in anspruchsvollerem Gelände geritten. Sie hat super-feste Hufe und wird jetzt nur barfuß und mit Hufschuhen (Dallmer) geritten.

Wenn ein Pferd schlechte Hufe hat, die auch noch vom Eisen "eingezwängt" waren und keine Barfußpause hatten, werden die Nägel wahrscheinlich ebenfalls sehr schnell brechen.

Auch wenn die Hornqualität wahrscheinlich etwas besser würde, dauert es ja bis zu einem Jahr, bis das gute neue Horn zum Nageln da ist!

Und wenn man noch öfters als bei Eisenbeschlägen nachnageln muss, ist dem Pferd damit wohl auch nicht geholfen. Wenn das Pferd also schon leicht Eisen verliert, wäre wohl eine lange Barfußphase nötig.

Ich hoffe ich konnte etwas helfen?!

Liebe Grüße und alles Gute für Eure Pferde!
Barbara