Skip to main content Skip to page footer

Archiv

Zurück

Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Hallo

Heute war ich auf einem Hof, wo (noch) ein sehr hübsches Stutfohlen lebt. Leider hat es vorne rechts einen Bockhuf. Die Besitzer und der zuständige Hufschmied sind ratlos. Der Versuch mit einem Halbmondeisen hat die Situation offenbar eher verschlechtert. Es steht mit dem betroffenen Huf nur auf der Zehe.

Gibt es da eine Lösung??

Habe einige Bilder gemacht und stelle drei davon hier ein. Leider hatte ich nicht die Gelegenheit, die Hufe zu reinigen...

Das dritte Bild zeigt den linken Vorderhuf von unten zum Vergleich.


Gruss aus der Schweiz
Pascale

[%sig%]

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Versuch's nochmal mit den Bildern.

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Hallo!

Ich würde vorschlagen, viel Bewegung (auf härterem Boden) in einer Herde mit Gleichaltrigen, dann wird sich das zumindest dahingehend regulieren, dass sich die verkürzte Strecksehne dem Organismus anpasst. Wahrscheinlich ist dieses Fohlen entweder bewegungsarm oder auf weichem Boden im bergrenztem Rahmen aufgewachsen? Gibt es noch ein Bild von der ganzen Gliedmaße?

Der Bockhuf bei Fohlen entsteht ja meist, weil weiter oben was nicht stimmt, salopp ausgedrückt. Viele Fohlen kommen mit derartigen "Mißbildungen" und schlimmeren auf die Welt. Bei viel Bewegung im Freien verwächst sich das jedoch innerhalb von wenigen Wochen, ohne dass der Mensch überhaupt eingreifen muß.

Wird ein Fohlen jedoch bewegungsarm gehalten, so hat die betreffende Sehne gar keinen Grund sich an irgendwas anzupassen, reicht ja (aus Sicht der Sehne) aus. Selbst wenn das Folhen schon ein Jahr alt ist, besteht noch eine sehr gute Chance, vorausgesetzt man schafft geeignete Rahmenbedingungen.

Ich persönlich würde das Fohlen zu anderen Fohlen auf eine sehr große Wiese stellen, wo wenig Gras steht und sie sich viel bewegen muß. Wenn man dann noch regelmäßig die Hufe korrigiert, sieht man in 1-2 Jahren wahrscheinlich gar nichts mehr davon. (Das Geschriebene gilt aber nur für den Fall, dass der Bockhuf nicht verletzungsbedingt entstanden ist. Dies ist aus den Hufbildern nicht zu erkennen).

Grüße in die Schweiz

Dr. Gut

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

PS: Hier gilt m.E. das Motto: Nicht das Symptom bearbeiten, sondern die Ursache beseitigen.

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Liebe Pascale,

die Bilder geben Grund zur Annahme, dass die Sehne dermaßen verkürzt ist, dass eine Bearbeitung alleine nicht ausreicht, die Situation zu verbessern.

Aktuell schweben die Trachten komplett, die Zehe scheint ein wenig nach vorn gebogen. Hier hat sicher der Beschlag mitgewirkt.

Wenn Sie mit Unterstützung des Halbmondeisens (und anschließender Haltung auf harten Böden) keinen Erfolg erzielt haben, sollten Sie mit Ihren Tierarzt und Hufbehandler über die Notwendigkeit der Durchtrennung des Unterstützungsbandes der tiefen Beugesehne sprechen.

Dieser Eingriff ist relativ unkompliziert und sichert Erfolge, wenn z.B. eine mehrwöchige Hufbearbeitung am Fohlenhuf ohne nennenswerte Ergebnisse verlief.

Neben dem Halbmondeisen könnten auch Dallmer Klebeschuhe (speziell für diese Problematik entwickelt) eingesetzt werden.

Bitte beachten Sie, die Prognose ist beim jüngeren sehr viel günstiger als beim älteren Fohlen.

Hier noch ein Link zum Thema:
http://www.fvvetmed.unizh.ch/daten/Chirurgie/BockhufdesFohlens

Grüße aus Mainz
Michael Strussione
Huforthopäde

[%sig%]

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Vielen Dank für Ihre Kommentare!
Ich werde sie an die Besitzer weiterleiten.

P.H.

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Evtl. noch bedenkenswert:
Eine noch in den Kinderschuhen steckende therapeutische Methode ist die systemische Verabreichung von Oxytetrazyclin, einem Antibiotikum, welches einmalig bzw. zweimalig hoch überdosiert verabreicht wird. Man hat beobachten können, dass dies zu einer hochgradigen Elastizitätsveränderung in der Muskel- und Sehnenmatrix führt. Wenn man den Aussagen der Anwender glaubt, gelingt es im Ergebnis durchaus, die Fehlstellungen zu beheben. Über den Wirkmechanismus ist man sich allerdings noch nicht wirklich im Klaren.
Da die Desmotomie auch keine völlig unproblematische Sache ist, ist die Oyxtetracyclin-Injektion meiner Ansicht nach eine bedenkswerte Alternative. Ihre Bekannten sollten sich zumindest nach dieser Therapiemethode erkundigen, evtl. werden sie in Ihrer näheren Umgegend fündig. Auch ich glaube nicht, dass die oben abgebildete und geschilderte Situation allein durch Bearbeitung und Bewegung zu beheben ist.
MfG
Konstanze Rasch

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Hallo, Pascale
ich habe schon einige solcher Hufe hinbekommen, auch solche mit einem Sehnenstelzfuß. Meiner Meinung nach ist eine Durchtrennung der Sehne nicht nötig, wenn schnellstens gehandelt wird.
Suche Dir bitte einen Schmied o.ä., der schon Erfahrung mir Fohlenhuf-Ex-
tensionen gemacht hat. Eine Extension ist eine künstliche Verlängerung
der (fehlenden) Hufzehe. Bis vor einigen Jahren wurde das mit Hilfe eines s.g. Vorlegeeisens gemacht. Dabei wurde ein sehr kleines Hufeisen mit einer angeschweißten Verlängerung im Zehenbereich aufgenagelt.
Heute wird mit Hilfe von sehr schnell aushärtendem Kleber ( ich verwende Superfast der Fa. Vettec) am Fohlenhuf eine künstliche, überlange Zehe angeformt, die das Fohlen zwingt, immer mir der Zehe zuerst aufzutreten, wodurch sich die Sehnen wieder längen.
Es ist von äusserster Wichtigkeit, das daß Fohlen dann über 6-8 Wochen mehrere Stunden am Tag auf sehr harten Böden steht (am besten Pflaster oder Beton) und sich bewegt, damit die Sehnen sich wieder längen. In weichen, schlammigen Böden oder in einer Strohbox sackt der ganze Huf wieder ein und es bringt nichts. Das von Dir beschriebene Anbringen eines Halbmondeisens bringt in einem solchen Fall überhaupt nichts.
Die Ursache eines Bockhufes ist, wenn nicht krankheits-oder verletzungsbedingt, das schnelle Längenwachstum der Beinknochen. Dabei kommt bei zu wenig Bewegung das Dehnen und Wachsen der Sehnen nicht mit und die Sehnen ziehen den Huf nach unten. Erschwerend kommt noch ein Abbrechen oder Wegkratzen der Hufzehe hinzu.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen und wünsche dem Fohlen alles Gute.
Freundliche Grüße von Hilmar Langguth

[%sig%]

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Wie alt ist das Tier genau?

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Hallo Herr Langguth,
der Versuch Fohlenhuf-Extension ist, wie die verbogene Zehe zeigt, doch bereits gemacht worden! Eine Verlängerung des Eisens über die Zehe hinaus, würde diese Tendenz noch verschärfen. Ich bin mir nicht sicher, wie sich der Kunststoff an dieser Zehe in der jetzigen Situation verhalten würde. Am wahrscheinlichsten erscheint mir, dass der Kunststoff mitsamt der unteren Zehenwand weggesprengt wird. Und um so schneller dies passiert, um so geringer ist m. E. die Gefahr für die inneren Strukturen (Hufbeinträger, Hufbein) durch mechanische Überbeanspruchung und durch aufsteigende Keime einen Schaden zu erleiden.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Jährling mit einem Bockhuf - Rettung (vor dem Schlachter) möglich???

Hallo Michael

Das Stütchen ist diesen Monat genau ein Jahr alt.

Liebe Grüsse
Pascale