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Eisen oder nicht?

Hallo,

ich bin mehr oder weniger durch Zufall auf diese Seiten gekommen und werde nun durch die einzelnen sehr interessanten Beiträge doch etwas nachdenklich. Für mich war es bisher klar, daß ein Eisenbeschlag gut für die Hufe und damit auch für's Pferd ist. Wir haben im Frühjahr ein 4-jährigen Wallach gekauft, der nur vorne beschlagen war. Die vorderen Hufen sahen und sehen auch gut aus. Bei den hinteren unbeschlagenen Hufen war dies leider nicht so. Hier platzten immer wieder Teile des Horn von außen ab (ich bin kein Experte- daher nachsicht, wenn ich keine genauen Begrifflichkeiten sage).Seit der Schmied auch die hinteren Hufe beschlägt, wurden diese auch deutlich besser und die abgeplatzten /ausgefransten Stellen sind fast rausgewachsen. Der Schmied sagte, das dies bei unbeschlagenen Hufen vorkommt, da sich Sand zwischen den einzelnen Hornschichten ansammelt und durch Reibung etc. zum abspalten einzelner Hornschichten führt - klang für mich plausibel. Jetzt meine Frage, war unsere Reaktion falsch mit dem Beschlagen und wenn ja, wie sollten wir ansonsten an diesen Fall rangehen, gibt es andere Gründe, warum tlw. Horn anplatzt?
Also ihr seht, ich bin schon etwas irritiert/ratlos.

Re: Eisen oder nicht?

Hallo Ines,
wenn man generell schlechte Hornqualität mal ausschließt, ist meiner Erfahrung nach das Problem oft das, dass unbeschlagene Hufe häufig genauso behandelt werden wie beschlagene (gerade, wenn der Schmied sich um beide kümmert). Oft wird eben alle 6-8 Wochen ausgeschnitten (wenn überhaupt), und dazwischen dann gar nichts gemacht.
Bei Eisen sind die Hufe durch das Eisen geschützt und stabilisiert, bei einem Barhuf ist das aber nicht so. Er ist den unterschiedlichen Böden ausgesetzt, und er wird oft auch schon alleine durch das Eigengewicht und das Laufverhalten des Pferdes regelrecht verformt. Das kann natürlich auch beim Eisen passieren, aber dieses hält den Huf quasi zusammen, während der Barhuf darauf z.B. mit Ausbrechen reagieren kann.
Es gibt natürlich auch Pferde, deren Hufe auch so relativ regelmäßig wachsen und die kaum Probleme haben, und auch solche, deren Hufe sich furchtbar verformen, ohne dass je was ausbricht (weil sie elastischeres Horn haben).
Bei einem Barhuf muss man also viel öfter korrigieren, damit erst gar nichts verformt, bzw. wenn die Hufe schon verformt sind (ungleich belastet), kann man das entsprechend behandeln.
Ein regelmäßiger, gesunder Huf wird auch relativ wenig Probleme mit Ausbrechen haben.

Die Erklärung Deines Schmiedes ist also nicht direkt falsch. Wenn die Wände überlastet und zu steil sind, kann sich tatsächlich Sand etc. "reinfressen" und die Außenwand regelrecht wegsprengen, und schon alleine durch die weghebelnden Kräfte können z.B. Wände ausbrechen, die sich zu sehr nach außen verbogen haben.

Aber dann kann man schauen, warum das so ist, und die Hufe eben entsprechend bearbeiten.
Meine Stute hatte wirklich schlimme Hufe und selbst ohne Belastung ist selbst mit Eisen schon viel weggebrochen. Barhuf wurde das nicht sofort besser, sondern eher schlimmer - das Horn war noch viel zu schlecht, um den Belastungen standzuhalten. Die Hufe haben sich verbogen und sind ausgebrochen, man musste ständig mit der Raspel korrigieren (mitunter jede Woche).
Inzwischen ist ein Jahr vergangen und es bricht praktisch nichts mehr weg, und wenn doch, reicht es, die Kanten etwas zu brechen. Das wurde besser, als die Hufform besser wurde.

Für mich wäre das also nicht automatisch ein Argument dafür, ein Pferd beschlagen zu lassen, solange es gut läuft, sondern ich würde eher versuchen, die Hufe so zu bearbeiten, dass nicht mehr so viel wegbricht.

Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch daran, wie die Hufform damals war? Oder hast Du Fotos? Bei einem so jungen Pferd kann man sicher noch sehr viel erreichen!

Viele Grüße, Anne

[%sig%]

Re: Eisen oder nicht?

Hallo,

in Ergänzung zu Anne:

Wenn hin und wieder mal nen Eckchen ausbricht bzw der Huf am Rand etwas franselig aussieht, ist das lange nicht so schlimm, wie meist angenommen wird. Der Huf kürzt sich so 'natürlich'. Über lose Teile geht man dann mal kurz mit der Raspel drüber, fertig.
Bei einem gut und regelmäßig bearbeiteten barhuf bricht aber so gut wie nichts aus.
Entweder bricht was aus, weil der Huf zu lang ist z.B vor 6 Wochen zuletzt beim Schmied, nicht viel Abrieb und dann ein längerer Ausritt auf hartem Boden, dann brechen die zu langen Hufteile weg (was in so einem Fall noch gut ist...)
Oder der Huf in ungleich belastet, d.h eine Wand ist schräger als die andere, oder verbogen. Aufgrund der Hebelwirkung bricht dann oft was aus. Das ausbrechen ist auch hier an sich nichts schlimmes, aber die Hufform ruft hier nach Korrektur.

Fazit: In deinem Fall wage ich hier mal zu sagen, dass der Beschlag völlig unsinnig und unnötig ist und wahrscheinlich darauf beruht, dass der barhuf in zu langen Abständen (> 4 Wochen ist für ein durchschnittspferd zu lange) und zudem so bearbeitet wird, wie für den Beschlag.

Eisen sind in keinem Fall 'gut' für das Pferd. Sie sind direkt schädlich, indem sie z.b dem Huf durchblutung, tastsinn, anpassen an den Boden zur Schonung der Schaniergelenke rauben und Fehlstellungen provozieren. außerdem verletzungs und rutschgefahr. Daher Eisen nur, wenn absolut nicht zu vermeiden. Für ein Freizeitpferd kann man meiner Erfahrung nach bei halbwegs vernüftigen Reiten i.d.R ohne Hufschutz auskommen. Und wenn Hufschutz, z.B für einen Wanderritt, dann gibt es auch schonendere Alternativen wie Kunststoff oder Hufschuhe. Oder wenn jemand VS oder Springen in höheren Klassen gehen will oä. Selbst dann ist Hufschutz nur nötig, solange eine solche Leistung vom Pferd velangt wird, danach wieder barhuf.

Re: Eisen oder nicht?

uups, zu früh weggeschickt, fehlt noch was:

Mein Rat an dich: Mach dich schlau und bilde dir eine eigene Meinung. Ich bin überzeugt von der Huforthopädie, weil ich denke dass die Theorie sich 'Im Experiment' hervorragend bewährt, will aber nicht den EIndruck erwecken, hier laufen alle nur nem 'Guru' ;-) hinterher .. *g* Lies mal Bücher (z.B das von Biernat , sehr lesenswert) und lass dich z.B mal von einem HO beraten, stell mal Hufbilder ins Forum etc.... Ich habe vor 2 Jahren auf dem, soweit ich es nach deiner Fragen beurteilen kann, Kenntnisstand in Sachen Hufbearbeitung angefangen. Heute bearbeite ich mein Pferd mit Kontrolle einer HO selbst. Er geht barhuf und wird täglich frezeitmäßig geritten (Dressur, Gelände).

Gruß Tina