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Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Schönen guten Tag!

Mein Dicker hat seit ca. 6 Jahren durchweg beschlagene Hinterhufe. Damals waren es die Umstände (sehr viel Asphalt). Im Oktober letzten Jahres habe ich in einen Laufstall gewechselt, da sind Eisen an den Hinterhufen verboten. Erst habe ich es barhuf versucht, aber da wäre er nicht durch den harten Winter mit gefrorenen Trittspuren gekommen. Dann hatte er Easy Walker Kunststoffbeschläge. Geschlossene Eisen im Winter, dann blieben die bis Mai drauf, damit der Huf sich "erholen" kann. Die Nägel gehen dauernd auf, die Eisen werden schief, die Hufe sind eine einzige Katastrophe. Die Trachten sind noch flacher, als auf dem Bild, die Zehe ist extrem untergeschoben. Es ist zum heulen.

Am Samstag kommt bei uns ein mir sehr empfohlener Hufbearbeiter, ich weiß nicht nach welchem Vorbild, aber er macht nur barhuf und soll wohl sehr gut bei Klebeschuhen sein. Ich hatte schon einmal Klebeschuhe am Pferd, aber diese flogen nach 7 Wochen und das Horn war darunter total kaputt.

Hat mein Pferd eine Chance? Ich bin am verzweifeln. Ich bin bereit, alles zu zahlen und natürlich kann er auch ein Jahr lang nur stehen und nicht geritten werden, aber ich habe Angst, dass ich es nicht merke, wenn es nicht geht. Also das er wirkliche Entzündungen hat und ich es als normale Fühligkeit abtue.

Die Trachten sind schmal, schwach, untergeschoben und eingerollt. ER hat jetzt seit 5 Wochen offene Eisen, aber die Sohle ist sicher auch empfindlich. Jetzt am Samstag ist der letzte Beschlag 5 Wochen her. Aber wenn ich ihn jetzt nicht umstelle, ist bald wieder Winter. Er steht den ganzen Tag auf Sandpaddock, vormittags auf der Wiese und er muss oft in einen asphaltierten Fresständer zur Futteraufnahme. Und es sind 18 Pferde im Laufstall, er muss sich auch oft bewegen.

Läßt sich das in den Griff bekommen? Ich hab schon mehrere Versuche hinter mir, ich weiß, dass es mit Beschlag immer schlimmer wird, aber bisher hat es ohne nie geklappt. Und passende Hufschuhe gibt es wohl für seinen Hufwinkel nicht.

Gestern hab ich von der Schmiedin erfahren, dass er sogar nach 7 Wochen immer zuckt, wenn sie ihn nagelt, auch wenn sie nur auf Kunststoff klopft, das macht mir richtig dolle Sorgen, das wußte ich nicht.

Der Hufbearbeiter kommt aber grundsätzlcih nur alle 2 Monate an unserem Stall vorbei. Ich hab mir gesagt, ich ziehe es durch mit dem Barhuf und reagiere erst, wenn er gar nicht mehr laufen mag. Aber was ist nun der richtige Weg?


Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Hallo Nadine,
die Hufe sind wirklich in einem arg bedauernswerten Zustand und ich beneide Sie nicht um die Situation, in der Sie sich jetzt befinden. Ihr Pferd kann mit diesen untüchtigen Hufen mit Sicherheit nicht beschwerdefrei laufen, andererseits, das haben Sie selbst beobachtet, verschlechtert sich die Situation der Hufe durch das Beschlagensein. Sie sind damit in einem echten Dilemma. Wenn Sie die Beschläge drauf lassen, kann man für die Hufe nichts tun. Da aber davon auszugehen ist, dass sich ihr Pferd barhuf zunächst sehr schwer tun wird, erscheinen die Haltungsbedingungen problematisch. Bei einem Laufstall mit 18 Pferden ist es eher nicht gesichert, dass Ihr Pferd sich nur soviel bewegt, wie es möchte und kann. Das wäre aber die Mindestvoraussetzung. Ich rate Ihnen zunächst zu überlegen, wie Sie Bedingungen schaffen können, dass Ihr Pferd in der Umstellungsphase keinem Bewegungszwang ausgesetzt ist. Unterschiedliche Böden sind kein Problem im Gegenteil), solange sich ihr Pferd aussuchen kann, wo es sich aufhält.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Vielen Dank für die ehrliche, wenn auch entmutigende Antwort!

Wie sieht es denn mit dem Umweg übre einen Klebebeschlag aus? kann das sinnvoll sein? ich kann mein pferd nicht schon wieder umstellen, er hat dort das beste vom besten! es ist eine sehr ruhige truppe und ich sehe ihn meist immer nur rumstehen. sie denken, dass er sehr große probleme haben wird?

ich weiß mittlerweile nicht mehr, woraus ich mut und hoffnung schöpfen soll. es ist ja nicht so, dass ich tatenlos zusehe. ich hab seit 2,5 jahren immer wieder drum gekämpft, jemand vernünftiges für die hufe zu finden. ich schäme mich auch dafür, wie seine hufe aussehen, obwohl ich sie wirklich pflege und versuche, es in den griff zu kriegen.

Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

wie lange dauert denn schätzungsweise diese akute umstellungsphase? das ist sicher unterschiedlich, aber eventuell könnt ich ihn in der zeit auf ein einzelpaddock stellen. das würd ich aber nur tun, wenn es auf wenige wochen beschränkt bleibt.

geritten wird er derzeit nicht, da hat er alle zeit der welt. und wenn es ein jahr dauert.

aber wie erkenne ich eine lederhautentzündung? wenn er sich anfangs sehr schwer tun wird, dann ist es sicher für mich schwer, normal mit unnormal zu unterscheiden.ich befürchte, damit bin ich überfordert!

Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Hallo Nadine,
ich möchte Sie nicht entmutigen, ich möchte nur nicht, dass Sie scheitern. Wir hören das so oft, >>ich habs ja versucht, aber mein Pferd kann ohne eisen nicht<<. Ich möchte einfach nicht, dass dies bei Ihnen so ausgeht, deshalb mein Rat, versuchen Sie vorher die nötigen Bedingungen zu klären!

Wenn Sie Ihrem Pferd die Zeit geben (und die Stallverantwortlichen dies auch tun!), und Sie die Bedingungen dafür schaffen, dass ihr Pferd sich nur so bewegt, wie es dies mit seinen untüchtigen Hufen kann und möchte, dann haben Sie beide gute Chancen. Dass mit dem menschlichen Stallfaktor ist auch immer so eine Sache. Auf ein Pferd, das wegen seiner Hufe schlecht zu Fuß ist, muss Rücksicht genommen werden! Das stört verständlicherweise den Tagesablauf und gibt nicht selten Anlaß für Unmut. Nicht wenige Pferde und ihre Besitzer scheitern an DIESEN Dingen. Sachlich begründet wird dieser Unmut allerdings nicht; statt mit der eigenen Unbill zu argumentieren, wird das "arme Pferd" vorgeschoben und dem Besitzer Tierquälerei vorgeworfen. Da setzt durchaus zu. Prüfen Sie die Bedingungen für Ihr Pferd auch in dieser Hinsicht!
Es würde mich freuen, wenn Sie Ihrem Pferd zum Barhuf verhelfen und uns über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Nachtrag:
Sie haben den Zustand der Hufe nicht zu verantworten, haben also auch keinen Grund, sich dafür zu schämen. Das ist Sache der Hufbearbeiter, die Sie ja schließlich am Huf hatten.

ad Huflederhautentzündung: Nicht nur Sie tun sich schwer, eine Huflederhautentzündung von einfach nur schmerzenden Hufen zu unterscheiden. Beherzigen Sie die Devise, dass Ihrem Pferd nicht mehr Bewegung zugemutet wird, als es mit seinen Hufen jeweils bewältigen kann. Wenn Sie zu irgendeinem Zeitpunkt eine zunehmende Schmerzhaftigkeit bemerken, achten Sie noch mehr darauf! Suchen Sie sich einen kompetenten Hufbearbeiter, der Sie hierbei unterstützt.

Re: Barhufumstellung! Haben wir eine Chance?

Liebe Frau Rasch,

vielen Dank für Ihre geduldigen Antworten. Ich habe am Samstag einen Huforthopäden am Pferd gehabt, der mir gleich sagte, ich könne eine Umstellung nur hinten vergessen, weil die Probleme in der Vorhand liegen. Mein Pferd hat vorne einen Spezialbeschlag, weil er Hufrollenentzündung und einen Nervenschnitt hat, darum ist er ja auch in Rente. Er möchte ihn nun gerne dauerhaft vorne kleben, barhuf wäre ihm bei seiner Hufstellung erstmal zu riskant und er will erstmal den Hufmechanismus wieder herstellen, die Durchblutung verbessern und den Hornabrieb einschränken und die Stoßdämpfung verbessern, all dies ist wohl mit Klebebeschlag besser möglich. Wegen dem Nervenschnitt trau ich mich auch noch nicht, barhuf umzustellen vorne, aus Angst vor unbemerkten Geschwüren, ich hab schon genug Angst, dass was passiert, wenn dann beim Klebebeschlag keine Einlage mehr den Huf "schützt".

Hinten will er versuchen, ihn auf barhuf umzustellen und auf kleben zu verzichten. Ich hab ihm gesagt, dass mein Pferd alle Zeit der Welt hat, keinen Leistungszwang und das Ziel nur ist, dass mein Pferd mit möglichst gesunden Hufen ein möglichst schmerzfreies Leben führen kann. Er wiederum meinte, wenn die Vorderhufe verbessert werden und wieder in Ordnung sind, müsste mein Pferd wieder laufen können und auch wieder reitbar sein. Das ist nicht mein Ziel und für mich eh unvorstellbar. Auch wenn er grad mal 11 Jahre alt ist.

Ich war nur total perplex und ich habe sowas noch nie erlebt. Er hat mein Pferd nur kurz gesehen und wußte sofort, auf welchem Bein er lahmt und welche Folgeprobleme er hat. Das er wohl immer schief steht, weil er unterschiedlich hohe Hufe hat vorne, er deshalb beim Fressen auf der Weide immer nur links vorne und rechts zurück steht, dies sich als Problem nach oben fortsetzt, das Pferd deshalb Rückenverspannungen und muskuläre Probleme hat, er die Hinterhand vermehrt unterschiebt, um die Vorhand zu entlasten, deshalb die platten und deformierten Hinterhufe hat. Das waren genau die Punkte und Zusammenhänge, die ich länger schon bemerkt habe, aber von Tierärzten immer nur belächelt wurde oder mir schulterzuckend gesagt wurde: "ist halt so bei ihm". Wie die Schmiede früher, wenn ich seine schlechten Hufe ansprach.

Also ich habe ein klitzekleines bißchen Hoffnung noch eine Verbesserung zu bekommen und will es aber andererseits gar nicht zu hoffen wagen. Das wichtigste war mir, dass die Einschätzung des Huffachmannes war, dass mein Pferd aktuell keine Schmerzen hat, was er mir auch gleich bewissen hat, als er im fliegenden Galopp zurück zur Weide rannte!

Ich will es also jetzt angehen. Ach so, zum Thema in der Herde bleiben: Ich will es erstmal probieren, ihn in der Herde zu lassen, da diese sehr ruhig ist. Da muss er ca. 50 m zur Weide 2 mal täglich gehen und ansonsten bewegt er sich auf weichem Sandstrandboden. Einzig und allein dr Fresständer ist aus Asphalt und da ist halt ein ständiges Hin und Her und Rein und Raus und da drehen die Pferde auch viel auf dem Boden, hoffe er nutzt es sich nicht zu sehr ab. Ansonsten ist bei uns, bis auf betonierten Putzplatz, alles Sandboden. Wenn ich merke, er hat keine Ruhe in der Herde und muss sich mehr bewegen, als ihm möglich ist, habe ich noch die Mögichkeit, ihn auf ein kleines Einzelpaddock zu stellen. Dies ist dann aber wirklich sehr klein und er ist sehr alleine dort, darum will ich darauf nur im Notfall zurückgreifen.

Vielen Dank nochmal für Ihre Tips und bitte drücken Sie mir die Daumen!