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Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Hallo!

Ich habe einen sehr großrahmigen poln. Trakehner-Wallach, 13 Jahre. Er hat arge Fehlstellungen vorne, steht zeheneng, dreht hinten extrem. Beschlagen wurde er mit ca. 3 Jahren, ich habe ihn seit er 7 ist.
Tagsüber steht er mit 4 anderen Pferden/Ponies auf einem großen gepflasterten Paddock, hat aber auch die Möglichkeit auf ein eher matschiges Stück auszuweichen.

Vor gut 2 Jahren habe ich endlich einen Hufschmied gefunden der ihn so beschlagen hat, dass er das erste Mal direkt nach dem beschlagen immer wesentlich besser lief als vorher. Er geht sehr auf das Pferd ein, lässt mehrmals vorführen und versuchte nicht die Fehlstellung zu korrigieren sondern ihn plan auffußen zu lassen. Wir haben vorne Luwexplatten und Silikon in die Eisen gemacht.
Da er wie schon erwähnt starke Arthrose hat und ich ihn generell nur auf relativ weichen eher ebenen Böden reite bzw. seit 4 Monaten spazieren führe oder vom Boden aus fahre haben wir beschlossen ihn barhuf laufen zu lassen. Mein Schmied meinte es wäre vorteilhaft für seine Arthrose-geschädigten Fesselgelenke, die Hufe könnten sich so ablaufen wie er es bräuchte und er würde (grade bei dem Schnee jetzt) auch nicht rutschen. Soweit so gut. Letzten Mittwoch nahmen wir die Eisen ab, er hat die Hufe nur kurz geraspelt, abgerundet und gut. Er läuft soweit jetzt zwar etwas fühlig aber es schien ganz gut. Alle 4 Hufe sind sehr warm was mich etwas wundert, weil ich bisher der Meinung war das spräche für eine Entzündung, ich werde heute auf jeden Fall auch meinen Schmied dazu befragen. Desweiteren hat er seit gestern ein geschwollenes Fesselgelenk hinten, wobei ich da nicht sicher bin ob direkt ein Zusammenhang mit dem barhuf laufen gezogen werden kann. Vielleicht dadurch dass er jetzt hinten nicht mehr so "glatt" drehen kann, beim abfußen? Dass dadurch das Gelenk mehr leidet?

Ich bin gespannt auf Ihre Ratschläge,
viele Grüße, Isabell

Re: Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Guten Abend Isabell,

sicher war es die richtige Entscheidung, das Pferd auf Barhufe umzustellen. Die Wärme im Huf kann durch die einsetzende Hufmechanik (Eigenbeweglichkeit der Hornkapsel, was unter einem starren Eisen nur eingeschränkt möglich ist) zustande kommen. Auch besteht die Gefahr einer Huflederhautentzündung. Jedes Pferd reagiert mehr oder weniger empfindlich. Sie schreiben der Schmied hat die Hufe "Kurz geraspelt" , soll heißen an Höhe genommen also gekürzt?
In jedem Fall sollte das Ziel sein, einen tragfähigen Tragrand herzustellen. Dies dauert meist ein wenig, da Teile der genagelten Hornwand wegbrechen können. Aber auch hier kommt es auf die richtige Bearbeitungsweise an. was das drehen der Hinterhufe betrifft ist dies sicherlich belastend für die Gelenke. Auch dem kann erfahrungsgemäß durch eine entsprechende Hufbearbeitung entgegengewirkt werden. Es ist richtig, das ihr Pferd sich in die für es am bequemste "Form" einlaufen sollte. Jedoch sollte darauf geachtet werden, dass der Huf möglichst gleichmäßig belastet wird. Auch dies kann man in kleinen Schritten forcieren.
MfG
Anette Fink(Huforthopädin)

Re: Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Athrose ist ein weitläufiger Begriff. Welche Gelenke/Gliedmaßen sind denn betroffen ? Wurde dies röntgonologisch festgestellt ?

Anette Fink

Re: Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Hallo und vielen Dank schonmal für die Antwort!

1.) Artrhrose:
röntgenologisch festgestellter Befund vor 3 Jahren:
Abnutzung sowie Zubildungen an beiden Fesselgelenken vorne,
Schale vorne rechts Kronbeingelenk, sowie eine kleine Knochenabsplitterung links vorne am Fesselkopf hinten.
Vermutlich:
Arthrose hinten bei beiden Sprunggelenken und Fesselgelenken.
Geröntgt haben wir hier damals nicht, ich gehe aber aufgrund seiner Drehbewegung davon aus

2.) ich habe mich vielleich schlecht ausgedrückt....
Gekürzt hat mein Schmied gar nichts, er hat kurz (zeitlich gemeint) die Ränder abgerundet und abgefeilt.

Der neueste Stand seit gestern ist: Die Fessel hinten scheint "nur" angelaufen zu sein, bei leichter Bewegung (Schritt auf Wiesenboden,
je wie er es anbietet ein leichter Trab, an der Hand, nicht unter dem Sattel) ist es danach besser. Vorsichtshalber habe ich jedoch eine Salbe aufgetragen, bei der ich mein einmassieren auch richtig merke, dass alles eher weich und eben angelaufen ist. Es ist minimal, eine Miteinstellerin ist es gar nicht aufgefallen ohne Fingerzeig :o)

Er geht prinzipiell zwar vorsichtiger, aber auf Wiesenboden trabt er auch ganz gerne und ist recht übermütig. Auf unserem Paddock (gepflastert) bewegt er sich auch normal, aber ich finde er geht abgehakter, was vielleicht daher kommt, dass er das Gleiten der Eisen gewohnt war was nun nicht mehr ist?!
Mein Schmied meinte übrigens auch dass die Wärme normal ist, sofern ich nicht den Eindruck hätte dass er Schmerzen hat. Er erklärte es auch damit dass der Hufmechanismus lange Zeit "stillgelegt" war und jetzt die Durchblutung ganz anders angeregt würde.

Muss die Wärme nach einiger Zeit verschwinden? Mein Schmied meinte ja aber es könne schon 2-3 Wochen dauern...

Vielen Dank und liebe Grüße,
Isabell

Re: Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Hallo Isabell,

ich habe meiner alten Stute vor 2 Jahren die Eisen runtermachen lassen. Sie hat auch Arthrose, und da ich auch nicht mehr viel reite (wobei man da ja auch auf Hufschuhe ausweichen kann) und die Hufe zu dem Zeitpunkt von der Form und der Hornqualität her sehr schlecht waren, habe ich den Versuch trotz großer Bedenken gestartet.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich die Umstellung in jedem Fall gelohnt hat - meine Stute lahmt wegen ihrer Arthroseprobleme so gut wie gar nicht mehr (davor oft wochenlang), da die Hufe viel ausbalancierter sind und ich vor allem die Zehe schön kurz halten kann, so dass mein Pferd gut abrollen kann (vorher mit Beschlag war die Zehe immer schon nach 3 Wochen zu lang).
Der Nachteil war, dass es durchaus auch Phasen gab, in denen mein Pferd wirklich schlecht lief. Das hatte zur Folge, dass sie hinten mehr Gewicht aufnahm (die Vorderhufe waren empfindlicher), wodurch sie zunehmend Spatprobleme bekam. Das hat sich inzwischen aber wieder "normalisiert" (d.h. der Spat ist natürlich da, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr aber nicht verschlimmert und äußert sich so, dass sie die Hufe nicht mehr sooo gerne gibt und beim Laufen etwas schlurpt, was sie aber auch schon mit Eisen gemacht hat).

Warme Hufe hat mein Pferd, seit die Eisen ab sind, übrigens immer. Nicht heiß, aber warm. Ich denke mal, das ist normal?

Bei Euch sind die Eisen ja noch nicht lange ab - ich würde jetzt einfach mal abwarten. Wichtig ist am Anfang, dass der Abrieb nicht zu groß ist - viele Pferdebsitzer vergessen das, wenn das Pferd nach der Eisenabnahme besser läuft als erwartet, aber das Horn ist durch den Schutz der Eisen oft nicht sonderlich abriebfest, so dass viele Pferde einige Wochen nach der Umstellung dann "ganz plötzlich" platt sind. Da muss man dann die Hufe gut beobachten und mit dem dem nachwachsenden Horn "haushalten".

Fühlig war mein Pferd im ersten Jahr immer wieder mal, bei schlechten Hufen muss man das wohl hinnehmen. Wichtig ist, dass aus Fühligkeit kein Dauerschmerz wird, und dass sich das Pferd die meiste Zeit des Tages auf Boden bewegt, auf dem es gut und gerne laufen mag. Klar fördert harter Boden hartes Horn, aber wenn mein Pferd damit zu Beginn Probleme hat, dann steht es eben erstmal auf der weichen Weide.

Eine wirklich üble Phase hatten wir im heißen, trockenen Sommer 2003. Da war das neue Horn noch nicht unten angekommen, die Hufform noch nicht wirklich okay, und mein Pferd lief absolut sch... . War im Grunde kurz vor einer Lederhautentzündung. Da war ich kurz davor, wieder beschlagen zu lassen - jeder schlechte Tag kam mir vor, als würde sich das schon Wochen so hinziehen. Auf der anderen Seite wusste ich, dass wir mit Eisen schnell wieder eine Verschlechterung bei der Hufform gehabt hätten (die Hufe waren ja noch nicht vollständig korrigiert).
Aber wir hatten damals bei uns im Stall auch ein Pferd, bei dem die Barhufumstellung nicht richtig funktioniert hatte, es lief über ein Jahr lang ganz, ganz schlecht. Davor hatte ich Angst.
Ich habe mir dann eine 2-Wochen-Frist gesetzt: In 2 Wochen muss ich sehen, dass es besser ist. Und das war es dann auch! Noch nicht gut, aber ganz klar besser.
Im Winter drauf kam dann der Spatschub, gleichzeitig vorne wieder Fühligkeit (gefrorene Weide). Aber auch das wurde bald besser. Ich habe dann bei der Hufbearbeitung ein paar Dinge geändert, und seitdem hatten wir keine Probleme mehr.

Im Sommer 2004 habe ich neugierdehalber die Hufe röntgen lassen, und da hat man gesehen, dass meine Stute sehr dünne Sohlen hat. Das erklärt, warum sie bis heute auf steinigem, unebenem Boden immer wieder "autscht" und generell barhuf nicht gerne geritten wird (mit Schuhen gibt es aber keine Probleme). Auf ebenem Boden und generell auf der Weide gibt es heute keinerlei Probleme mehr. Weder letzten Sommer noch diesen Winter habe ich beobachten können, dass mein Pferd fühlig gelaufen wäre.

Du kannst Dir das mit den 2 Wochen ja mal im Hinterkopf behalten - mir hat es sehr geholfen, da man oft völlig das Zeitgefühl verliert, wenn das Pferd schlecht läuft (im positiven wie im negativen Sinne - manchmal gibt man zu früh auf, und manchmal gewöhnt man sich zu sehr an den Anblick). "Normale" Fühligkeit kann natürlich deutlich länger als 2 Wochen dauern, aber wenn das Pferd Mühe hat, einen Huf vor den anderen zu setzen, würde ich selber nicht länger abwarten. Speziell bei einem Arthrosepferd nicht, das auf regelmäßige Bewegung angewiesen ist. Wie man dann reagiert, muss man halt ausprobieren/abwägen - machmal kann man mit Verbänden überbrücken, aber nicht jeder kann und will das tun. Aber wie gesagt - bis jetzt ging es bei uns ja auch so immer gut! Nur ist es halt immer gut, wenn man sich schon vorher überlegt, was für Möglichkeiten man hat, wenn es doch Probleme geben sollte. Wenn dann alles glatt läuft, ist man um so erleichterter...

Was die Arthrose anbetrifft, habe ich außerdem sehr gute Erfahrung mit Zusatzfutter gemacht. Aktuell gebe ich Glucosamin, MSM und Ingwer. Das MSM soll ja auch die Hufe günstig beeinflussen - für mich schwierig zu beurteilen, da sich in den letzten Jahren ja durch die Umstellung an sich schon so viel verändert hat, aber aufgefallen ist mir, dass die Hufe sogar bei matschiger Weide relativ hart und stabil sind (gerade auch das Sohlenhorn), was z.B. letztes Jahr definitiv noch nicht so war.

Alles Gute,

Anne

[%sig%]

Re: Arthrose: vor einer Woche auf barhuf!

Hallo Anne!!

Dein Beitrag ist priiiiimaaaaaa, vielen Dank!

Ich gebe auch Ingwer, MSM und Glucosamin *handreich*

Der Ingwer hilft super, weswegen ich jetzt nach dem Eisen runterziehen nochmal zusätzlich 10 g täglich gebe.

Ich habe schon absolute Horror-Stories von der Barhuf-Umstellung gelesen und gehört und muss sagen *toitoitoi* dass er dafür ganz gut läuft!
Klar geht er auf den paar Meter Schotter zur Wiese etwas eckig aber auf
Wiese (ist im Moment ja superweich) läuft er wie immer, tritt gut über und hat einen freudigen Gesichtsausdruck.
Ich will das auch auf alle Fälle durchhalten. Große Ritte sind nach dem Spatschub im November für mich abgehakt, aber die tägliche Bewegung und vielleicht ein Stündchen Wiesenwege in der Ebene bei uns reiten will ich versuchen anzutrainieren jetzt im Frühling. Aber eben nur wenn er es auch anbietet und freudig dabei ist. Da richte ich mich voll nach ihm.

Ich habe im Moment einen guten Eindruck, aber da ich wirklich NULL Erfahrung mit Barfußpferden habe, bin ich in manchen Situationen doch unsicher... wie jetzt mit der Wärme der Hufe.

Die Bronchien und die Hufhornqualität sind so ziemlich das einzige bei meinem Großen das wirklich gut ist *lach* also hoffe ich dass in Hinsicht auf Ausbrechen der Hufe keine allzu großen Probleme auf uns zukommen, aber das werden wir sehen.

Viele Grüße,
Isabell